Simple Minds :: Zwölf Re-Releases
New Wave/Pop: Komplettes, nicht immer überzeugendes OEuvre der Wave-Band.
Der später allzu simple Stadion-Pop der Simple Minds lässt die experimentelle Wave-Frühphase nur in Rudimenten erahnen. Mit dem gefälligen, wenig ausgereiften Debüt Life In A Day (1) startete das Quintett 1978 zum Höhepunkt des Punk mit einem unverhohlenen Plagiat aus Roxy Music, Lou Reed und David Bowie. Ganz anders der Nachfolger Reel To Reel Cacophony (3) eines der experimentellsten und radikalsten Alben der simplen Gemüter: Minimal-Electro in der Traditionen von Kraftwerk trifft auf britische Pop-Roots. Zugänglicher gelang 1980 Empires And Dance (4), ein Reisebericht mit vorwiegend auf deutschen Bühnen gesammelten Eindrücken des Glasgower Ensembles um Sänger Jim Kerr und Gitarrist Charlie Burchill. Zwischen kühlem Wave-Schick und raffinierten Disco-Zitaten a la Moroder fanden die Simple Minds ihren ureigenen Stil. Der nationale Durchbruch folgte ein Jahr später mit gleich zwei Alben Sons And Fascination (5) und das etwas experimentellere Sister Feelings Call (5). Mit dem von Steve Hillage (Gong) produzierten Doppelvinyl – gegen den Willen der Band von der Plattenfirma als Einzel-LP veröffentlicht – gelang den Schotten der Sprung vom Kult-Act zu den Darlings der New Romantics-Szene. Beide Alben sowie die Singles „The American“, „Sweat In Bullet“ und „Love Song“ platzierten sich in den UK-Charts. Noch trefflicher manifestierte sich diese Vorreiterrolle mit dem ’82er new New Gold Dream (81-82-83-84) (5) , das diverse Hitsingles („Promised You A Miracle“, „Someone Somewhere In Summertime“, „Glittering Prize“) abwarf – stilvoll elegant, romantisch, voller großer Gefühle und glamouröser Gesten. Das letzte Mal übrigens, dass Kerr seine impressionistischen Fantasieinhalte zu sanften Synthie-Arrangements bringen sollte. Eine überraschende Neuorientierung brachte Sparkle In The Rain (4) (’84). Im wesentlich rockigeren Sound von U2-Produzent Steve Lillywhite krachte es deftig im Gebälk – die 45er „Up On The Catwalk“, „Waterfront“ sowie das eigenwillige Cover von Lou Reeds „Street Hassle“ irritierten die Fans der ersten Stunde. Nach dem Soundtrack-Megaseller „Don’t You (Forget About Me)“ rührten der hohle Bombast und Pomp von Once Upon A Time (2) zwar ein Millionenpublikum, doch Innovation und Stilvielfalt blieben bei „Alive And Kicking“, „Sanctify Yourself“ oder „All The Things She Said“ auf der Strecke. Der Konzert-Mitschnitt Live In The City Of Light (1) taugte nicht einmal als vernünftiges Fan-Souvenir. Zwar erwiesen sich sämtliche Folgeproduktionen als Kassenschlager, das einst brillante Konzept geriet allerdings zur berechenbaren Formel. Trevor Horns üppige Produktion von Street Fighting Years (2 (’89) tönte noch pompöser und kitschiger („Belfast Child“) als bei Yes, ABC und Frankie Goes To Hollywood. Die zuerst zum Trio, dann zum Duo Kerr/Burchill geschrumpfte Band zeigte bei Real Life (1) (’91), Good News From The Next World (1) (’95) und Neapolis (1) (’98) immer peinlichere Phrasendreschereien und chronische Ideenarmut.
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