Sodom

Mortal Key of Live

Wer diese LP wirklich verstehen will, sollte folgende Vorkehrungen treffen: Die Boxen so nahe zusammenbringen, daß gerade noch ein Kopf mit ein paar Ohren zwischenpaßt. Das Cover 90 Grad zur Strahlrichtung der Lautsprecher an die Wand pinnen, idealer Abstand zu den Augen 80 cm plus/minus 20 cm Headbang-Amplitude inklusive. Den Lautstärke-Regler auf 11, und der Spaß kann losgehen mit einem Urschrei von Sänger und Bassist Tom Angel Ripper und „Persecution Mania“. Was Sodom hier abliefern, live aufgenommen am 14. bzw. 18. April ’88 in Deutschlands lebenslustigsten Schuppen, der Bochumer „Zeche“ und dem Düsseldorfer „Tor 3“, könnte man mit Fug und Recht die „Essenz des Thrash“ nennen. Die Glanzstellen des Albums lassen selbst die anderen Ruhr-Bands Kreator oder Rage wie die Oberkrainer klingen. Der Sodom-Sound wühlt konsequent in den tiefsten Körperpartien. Melodien kommen in den 13 Songs, einem repräsentativen Querschnitt durch die drei bisher erschienenen Alben der Band, auch nicht ansatzweise vor. Eine Lawine aus Klangmagma wälzt sich über den Hörer und schüttet auch den letzten kleinen noch im Kopf verbliebenen Gedanken zu. Bevor man allerdings vollständig ins Koma verfällt, versammelt ein Blick auf das Leben der Sodomiter (wie auf dem Cover eindrucksvoll dargestellt) die auseinanderstrebenden Geistesatome mit einem Schlag wieder auf einem Punkt. Unter der Gürtellinie, da wo sie hingehören. (CD simultan mit LP, CD mit 1 Bonus-Track)