Steely Dan :: Pop-Perfektion
POP-PERFEKTION
STEELY DAN
Frankfurt, Alte Oper
Als Musiker allererste Klasse, als Entertainer eher minderbegabt: die Perfektionisten Becker und Fagen.
Sie tragen ihre Steely-Dan-T-Shirts, natürlich, obwohl das Gros des Publikums hier jenen Lebensabschnitt hinter sich gelassen haben müsste, in dem man die Konterfeis seiner Idole textil auf der Brust zu tragen pflegt. Aber hey, wir sprechen hier von einem Ereignis, an das noch vor Jahresfrist keiner zu denken wagte: Donald Fagen und Walter Becker in concert. In 30 Jahren brachte es das genialische Duo auf gerade acht Studioalben, und auch mit Tourneen mochte man sich nicht über Gebühr den Tag verderben. Ergo: jeder Gig ein Pflichttermin. Die Luft knistert, das Licht verlischt, Drummer Ricky Lawson und Bassist Tom Barney rollen einen elastischen Rhythmusteppich aus, und nach und nach trudeln die Kollegen ein, die vierköpfige Bläsersektion, drei Chorsängerinnen, Ted Baker am Flügel, Jon Herington an der Gitarre und endlich die Hauptdarsteller: Mr. Becker, Ihr sympathischer Sozialkundelehrer, und Mr. Fagen, in dunklem Anzug, mit Sonnenbrille und so sehr „Lester, the nightfly“, dass man sich auf der Stelle eine Lucky Strike ohne Filter anzünden möchte. Aus dem federnden Groove schält sich „Boston Rag“, wie das komplette Repertoire der nächsten zwei Stunden relativ nah an der Studioversion, aber eben dieses Ouäntchen anders, muskulöser, beseelter auch, alles in allem spannender. Selbst live bleibt die beste Jazz-Band des Rock eher ein intellektuelles Vergnügen. Fagen und Becker sind cool, sophisticated und gesegnet mit einem Übermaß an Talent, keine Frage. Nur eines sind sie nicht: mitreißende Entertainer. Aber dafür haben sie ja ihre Songs, chromblitzend und, egal ob alt („Deacon Blues“, „Babylon Sisters“) oder neu („West Of Hollywood“,“Jack Of Speed“), zeitlos im besten Sinne, präsentiert von einem Ensemble, das so präzise funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk. Wer auf „Rikki Don’t Lose That Number“ und „Do It Again“ wartet, hofft allerdings vergebens. Walter Becker und Donald Fagen verspüren offenbar wenig Lust auf ihre immergrünen „Greatest Hits“. Stattdessen spendieren sie als Zugaben „My Old School“ und „FM“. Am Ende der Show: Standing ovations. Fagen winkt. „See ya next time.“ Er schwitzt nicht einmal.
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