The Felice Brothers – Yonder Is The Clock
Wir geloben, den nahe liegenden Dylan-Vergleich nicht über die Maßen zu strapazieren. Natürlich hat der Herrgott lan Feiice eine Stimme geschenkt, mit der man auch Dylans BLOOD ON THE TRACKS nach Hause singen kann. Und niemand wird bestreiten wollen, dass Instrumentierung und Fragen der Ästhetik bei den Feiice Brothers gewisse Ähnlichkeiten zur Band (Dylans Band auf THE BASEMENT TAPES) aufweisen. Aber damit genug, das neue Felice-Brothers-Werk YONDER IS THE CLOCK stellt eine Band auf den Spuren ihrer eigenen (ihres immer wieder imaginierten) Amerikas vor, jeder Track ist eine Story, die ihr Land ihnen aufgeschrieben, manchmal aufgebürdet hat. Sollen sie davon erzählen, die Männer mit ihren Pilgerväterhüten, mit Waschbrett und Cajun-Fiedeln. Es gibt zwei auffallende Uptempo-Songs mit „Chicken“ im Titel hier – so nahe am Garage Rock wie auf „Chicken Wire“ waren die Felices bislang selten, „Run Chicken Run“ ist der Bretterbudenhit, der uns im CEuvre der Band noch fehlte. Im Zentrum vun YONDER IS THE CLOCK stehen aber die Blues- und Folk-Balladen, in denen die Musiker uns ihre Hillbilly-Seelen ausschütten, von Liebe und Verrat erzählen, aus Gefängniszellen und dem Leben nach dem letzten Atemzug berichten. Mit „Ambulance Man“ gelingt der Band eine seltsam schwebende Musik, die aus einem defekten Jahrmarktslautsprecher tönen könnte, aber in Wirklichkeit ein Stück Bestandsaufnahme eines reichlich defekten Landes ist. Bestes Americana-Poesiealbum der letzten zwölf Monate.
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