The Peter Brötzmann Octet – The complete Machine gun session

Ohne irgendwelche Präliminarien ging es am 24. März 1968 beim Frankfurter Jazz-Festival direkt zur Sache. Nach nur wenigen Sekunden ist man bereits mittendrin in einem Improvisationsinferno, gegen das Dantes Hölle ein Luftkurort gewesen sein muss. Heftige Harmoniekernspaltungen, anarchischer Sound-Trash, wild umherfliegende Rhythmussplitter-das war im Groben das Vokabular, mit dem sich ein internationales Nonett über die elementaren Musikkräfte hermachte. Da stanzte Fred van Hove überfallartig Akkordballungen in die unschuldige Tastatur. Da bildeten Peter Brötzmann, Willem Breuker, Evan Parker und Gerd Dudek mit ihren Saxofonen eine dauerbrennende Wand, auf die Han Bennink und Sven-Ake Johansson vom Schlagzeug aus mit Schürreisen losgegangen sein müssen. Und Peter Kowald und Buschi Nierbergall unterzogen währenddessen ihre Bässe einem Belastungstest. „Machine Cun“ hatte Brötzmann dieses knapp i8-minütige Powerplay überschrieben. Was den Nagel auf den Kopf traf, da hier mit offenem Visier der Jazz erbarmungslos durchlöchert wurde. Dieser bislang unveröffentlichte Livemitschnitt spiegelt eine rücksichtslose Kraft und Wucht wider, mit der man zwei Monate später eines der bahnbrechendsten Alben der jüngeren Jazz-Geschichte einspielen sollte. Mit dem Titelstück „Machine Gun“ sowie „Responsible /For jan Van de Ven“ und „Music For Han Bennink“ lieferte das Peter Brötzmann Octet-nun ohne Gerd Dudek-die europäische Antwort auf die freien Gestaltungsmodalitäten, wie sie in den USA von Ornette Coleman Jahre zuvor inszeniert wurden. Um die spektakuläre Spiritualität und Expressivität nur annähernd zu begreifen, mit der „Machine Gun“ zum Urknall einer Bewegung wurde, ist der ehemals raubeinige Aufnahmesound nicht digital feingeschminkt worden. Für die Wiederveröffentlichung legte man eher die beiden Alternate-Studio-Tracks von „Machine Gun“ und „Responsible/For Jan Van de Ven“ nach – und packte das Livedokument oben drauf.

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