The Who :: At Kilburn 1977
Zwei Rockkonzerte alter Meister. Die Bonus-DVD ist allerdings spannender als das Hauptprogramm.
Als Regisseur Jeff Stein am Who-Spielfilm the kids are alright bastelte, traf sich die Band zu einer relativ spontan anberaumten Show im „Gaumont State Theatre“ in Kilburn. Man brauchte nämlich dringend neues Material, das Steins Film chronologisch abrunden sollte. Das Problem dabei: Die Band hatte seit geraumer Zeit nicht mehr miteinander musiziert, was zwar der Spielfreude keinen Abbruch tat, der gebotenen Qualität allerdings schon. Nicht, dassdie mit allen Wassern gewaschenen Rampensäue eine schlechte Show geliefert hätten, doch in Anbetracht dessen, zu was TheWho auf der Bühnefähig waren, blieb die Performance der vier Unkonzentrierten ein wenig holprig. Von dokumentarischem Interesse istdas Konzert natürlich schon, sei es nur deshalb, weil Keith Moon nicht mehr allzu lange hinter dem Schlagzeug wirbeln sollte. Technisch weit weniger perfekt aufgezeichnet ist die Show auf der Bonus-DVD, dafür zeigt sie The Who in blendender Verfassung: 1969 im Londoner „Coliseum“ gefilmt, präsentierte die Band ein paar alte Hits und die Bühnenfassung des Konzeptwerks tommy, mit dem man in dieser Form wahrlich Frieden schließen kann. Denn was auf dem Studioalbum mitunter pompös wirkt, klingt live erfreulich unprätentiös. Die bessere Bootleg-Qualität stört nicht weiter, was zählt, ist die Musik. Und die verdeutlicht, warum The Who in den Siebzigern einen so legendären Ruf als Live-Band genossen: Außer Led Zeppelin gab es damals wohl niemanden, der so komplex, kompakt und kraftvoll aufrocken konnte. Und so sympathisch. Hier gibt es kein Rockgott-Gegockel wie bei Led Zep, sondern amüsante Ansagen und jede Menge Selbstironie. The Who waren damals einfach nur vier Lads, die ihrem Publikum einen bunten Abend bereiten wollten. Durchpusten der Gehörgänge im Eintrittspreis inbegriffen.
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