We Are Scientists

Brain Thrust Mastery

Vor zwei Jahren wimmelten Plattenkritiken nur so vor den Attributen „zwingend“ und „dringlich“. Mit dem Release des ersten We-Are-Scientist-Albums orgasmierten diese Begriffe. Sie schienen für das Talent der New Yorker, die Tentakel ihrer krakenartigen Kreativität auf einen gemeinsamen und ungemein knackigen Nenner herunterzubrechen, überaus sachdienlich – wenn nicht schier dafür erfunden. Heute sind diese Wörter durch, man findet sie kaum mehr irgendwo und wenn, dann: zum Kotzen. Von all dieser Dramatik haben We Are Scientists zwar nichts mitbekommen. Dennoch gesteht Sänger und Schöngesicht Keith Murray im hymnischen, fast interpoligen Opener „Ghouls“: „We all recoginze that I’m the problem here“. Und also ob das mittlerweile zum Duo geschrumpfte Trio (Trommler Michael Tapper ist seit letztem Herbst ein „He Was A We Are Scientist“) reumütig Rezensenten vom Diktat der zwanghaften „zwingend“- Verwendung befreien möchte, setzt es ihnen eine Platte vor, die gänzlich verschiedener Adjektive bedarf.Wir versuchen es daher mal mit „mutig“ (das dank Ironieverzicht geglückte 80s-Experiment „Lethal Enforcer“), mit „raffiniert“ (man höre und bestaune die geschickten, pop- historischen Anspielungen an Brian Enos „Needles In The Camel’s Eye“ in „Impatience“ und an Breakwaters „Release the Beast“ in „Chick Lit“) und sogar mit „majestätisch“ (denn etwas anderes ist das Bekenntnis zum Überpop der Lead-Single „After Hours“ nicht). Vielleicht mögen wir auch diese Wörter in zwei Jahren nicht mehr hören, dieses kunterbunte Album aber sicherlich noch.

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Stephan Rehm – 20.03.2008

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