Richard Branson


Der junge Mann im abgewetzten Lammfellmantel wird von den Beamten der amerikanischen Einwanderungsbehörde mißtrauisch gemustert. „Haben Sie Bargeld?“ – „Nein, nur Kreditkarten.“ – „Einen gültigen Paß?“ „Leider vergessen.“

Auch sein zaghafter Einwand, er arbeite für eine Fluggesellschaft, kann die gestrengen Staatsdiener nicht umstimmen: Einreise verweigert.

Erst der Pilot des eben gelandeten Jumbos „Virgin VS 001“ vermag das Blatt zu wenden: „Meine Herren, diesem Mann gehört die Fluggesellschaft!“

Richard Branson, 34jähriges Geschäfts-Genie, hat nach Virgin Records, Virgin Books, Virgin Films, Virgin Games etc. etc. ein neues (lukratives) Spielzeug entdeckt. Mit „Virgin Atlantic“ wandelt er auf den Spuren von Freddy Laker: Billigflüge über den Atlantik sollen vor allem einem jugendlichen, weniger finanzstarken Publikum den Weg nach Amerika öffnen. So kosten die regulären Flüge (ohne Vorausbuchungsfrist und Aufenthaltsbeschränkungen )von London/Gatwick nach New York/Newark und zurück jeweils 494- DM; ein Anschlußflug von Maastricht nach Gatwick (95- DM) soll die Benelux-Länder und das Ruhrgebiet erschließen. (Buchung in jedem Reisebüro.) Branson wäre nicht Branson, würde seine Fluglinie aussehen wie jede andere. So wird man an Bord neben dem obligatorischen Spielfilm – nicht nur mit Popvideos unter halten; Musiker und andere „Entertainer“, die für die Unterhaltung der Passagiere sorgen, können gar kostenlos fliegen. Komiker, Kartenleser, Hellseher und natürlich Musiker aller Schattierungen waren Gäste auf den ersten Virgin-Flügen über den Atlantik.

Virgin Atlantic, so Branson, arbeite bereits nach wenigen Wochen kostendeckend. Und selbst wenn sein Projekt nicht aus den roten Zahlen herausfliegen sollte, mache er sich deswegen keine schlaflosen Nächte: „Allein die Einnahmen aus den Culture Club-Platten würden diese Verlust locker decken.“