Rory Gallagher


Vor zweiundzwanzig Jahren erblickte er in Ballyshannon das Licht der Welt. Doch seine Familie siedelte schon bald in das kleine südirische Städchen Cork über und dort erwachte dann auch Rory’s Liebe zur Musik. Schon als ganz kleines Kind zog er seine Plastikgitarre allen anderen Spielzeugen vor. Und als er dann mit neun Jahren seine erste richtige Gitarre geschenkt bekam, war es ganz um ihn geschehen. Schon ein Jahr später war er so weit, dass er in der Öffentlichkeit auftreten konnte. Dabei hatte er nie Gitarrestunden gehabt, Rory war sein eigener Meister. Fünf Jahre verbrachte er singend und spielend in allen möglichen Clubs, bis ihm dann eines Tages der Gedanke kam, eine eigene Gruppe zusammenzutrommeln. Leider fehlte es ihm an den passenden Musikern, er konnte einfach niemanden finden, der ihm dafür geeignet erschien. So entschloss er sich letzten Endes, sich einer Showband anzuschliessen. Mit der zog er zweieinhalb Jahre lang durch die Gegend, dann überredete er den Drummer und den Bassisten, mit ihm nach Hamburg zu gehen. Doch schon nach wenigen Wochen stellte sich heraus, dass ihrer Formation keine grosse Zukunft beschieden war. Damals, 1965, standen 3-Mann-Bands nicht sehr hoch im Kurs. Doch Rory gab noch lange nicht auf. Die Sache fing nämlich gerade an, ihm Spass zu machen. Kurzerhand suchte er sich zwei andere Leute, mit denen zusammen gründete er die „Taste‘.‘ Voller Enthusiasmus zogen sie durch die Lande, spielten überall in Irland, hauptsächlich Belfast, in Hamburg und verschiedenen englischen Städten. Im Mai 68 schlugen sie endgültig ihre Zelte in London auf. Dort spielten sie sogar im berühmten „Marquee“. Die Gruppe konnte inzwischen bereits ihr zweijähriges Bestehen feiern, aber noch ein paar Monate später fand Rory, dass die anderen beiden eigentlich doch nicht das Wahre waren, er suchte sich zwei neue Musiker, Ritchie (Bass) und John (Drums), mit denen gründete er die Taste, die wir heute kennen. Wenn man Rory fragt, welche Musiker ihn am meisten beeinflusst haben, ist er unschlüssig. Er findet den alten Blues unheimlich gut, Leute wie Buddy. Guy und Doc Watson. Ja, und natürlich Dylan, Ornette Coleman und alles, was dazwischen liegt. Das sagt zwar nicht allzuviel, aber es gibt uns doch eine vage Vorstellung. Rory selbst ist es auch, der die grossartigen Songs für die Gruppe schreibt. Dabei setzt er sich nicht etwa hin und wartet darauf, dass seine Fantasie sich regt, die Ideen kommen einfach aus dem Blauen, irgendwann, irgendwo und von irgendwoher. Manchmal schreibt er auf diese Weise in einer Woche ein ganzes Duzend Songs, aber es kann auch vorkommen dass er wochenlang nicht inspiriert wird. Auf die Frage, was er lieber täte, einen Song zu schreiben oder ihn zu singen, kann er keine Antwort geben. Beides liegt so dicht beieinander. Wenn er etwas geschrieben hat, fühlt er das dringende Bedürfnis, es auch selbst zu spielen. Publizität ist etwas, was Rory nicht mag. Sicher, das behaupten viele Leute. Aber Rory glaubt man das sofort. Er rührt keine Reklametrommeln. Die Taste haben sich einen anderen Weg zum Erfolg ausgesucht. Der ist zwar nicht so einfach und dauert auch etwas länger, dafür ist er ehrlicher und führt um so sicherer zum Ziel. Rory &Co reisen von Land zu Land, von Auftritt zu Auftritt, um ihre Musik persönlich an die Leute heranzutragen und ihnen damit die Gelegenheit zu bieten, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Dabei führen sie die Fans nicht mit einer gekonnten Show oder ähnlichen Ablenkungsmanövern an der Nase herum. Wenn die Taste auf der Bühne stehen, zählt allein die Musik. Rory’s Spiel ist derart innig, strömt soviel Gefühl aus, dass jeder, der ihn hört, sofort erkennt, dass er in der Musik und für die Musik lebt. Wohl selten ist es jemandem so gut gelungen, sein Publikum davon zu überzeugen, dass er die Musik nicht vorträgt, sondern vorerlebt. Und wie gut diese Musik ist, davon können Tausende und aber Tausende von Fans ein Lied singen, nämlich all die jenigen, die die Chance hatten, die Taste auf einem der vielen Festivals zu hören. Ein anderer Beweis für die Qualität ihrer Musik sind auch die beiden LP s „Taste“ und ,.On the Boards.“ An der dritten LP arbeiten sie schon eine Weile und es ist vorgesehen, dass sie im Herbst auf den Markt kommt. Doch Rory ist da nicht so sicher. „Wir wollen, dass die Platte so gut, wie irgend möglich ist. Lieber gut und etwas später, als schlecht und bald ‚ ist sein Kommentar. Und dass er damit recht hat, daran brauchen wir wohl nicht zu zweifeln . .