Rory Gallagher – Offenburg, SWF-Festival


Rory Gallaghers Rückkehr auf eine deutsche Bühne nach gut zweieinhalb Jahren Abstinenz geriet zu einer unerwartet intensiven Sympathiebekundung. Man muß kein Prophet sein, wenn man aufgrund der Resonanz in Oöenburg die anstehende Tournee des sympathischen Iren Mitte März schon von vornherein als neuerlichen Triumpfzug wertet. Doug Fieger sei Dank, daß er The Knack nicht künstlich am Leben erhielt, um diesen Termin noch wahrzunehmen – und die SWF-III-Festivalmacher so gezwungen waren, sich nach einem adäquaten Ersatz umzusehen. Ins bluesige Restkonzept mit der Steve Gibbons Band (toll!) und der Ciamax Blues Band (weit akzeptabler als auf Platte) paßte da als I-Tüpfelchen Rory Gallagher mit seiner neuen Formation.

Rorys Nervosität vor diesem Einzelgig zwischen Studioterminen war im Nu verflogen. Verhielt sich das Publikum bei Gibbons und Climax noch zurückhaltend, entpuppte es sich schon beim ersten Ton aus Rorys strapazierter Strat als eine Gruppe zweihundertprozentiger Fans, deren Enthusiasmus mehr war als die undifferenzierte Dankbarkeit junger Kleinstädter, die in der badischen Provinz selten genug in den Genuß hochkarätiger Konzerte kommen.

Mit Rory auf der Bühne stehen anno 82 sein langjähriger Bassist Gerry McAvoy und der neue, junge, schmächtige Drummer Brenden O’Neill, der sich gegenüber Vorgänger Ted McKenna durch ein deutliches Plus an Gefühl für Dynamik und Nuancen abhebt. Überhaupt ist der ganze Gallagher-Gig wieder weit differenzierter, gefühlvoller, als die 79er Konzerte mit deutlicher Tendenz in Richtung Holzhammer.

Die wenigen Einblicke („Double Vision“, „Drinking Down The Bourbon“), die uns Rory vorab in das neue Album JINX gewährte, lassen noch keinen Schluß auf Form und Inhalt zu. live haben der Blues und der Rhythm & Blues wieder deutlich gegenüber dem Hard Rock an Land gewonnen. Neben Rorys Kompositionen „Wayward Child“, „Tattooed Lady“, „Moonchild“ und „Shadow Play“ gefielen vor allem die Versionen von Chuck Berrys „Mabellene“,“ einem Louisiana Red-Akustik-Blues und dem RSB-Standard „My Baby Left Me“. Akzente setzen die beiden hervorragenden Bläser Ray Beavis und Dick Parry bei ausgewählten Songs; Höhepunkte des Konzertes waren nicht zuletzt die Gitarre/Sax-Dialoge zwischen Rory und Dick.