Rory Gallagher – Zuhause in Irland


Cork, Südirland, Freitagnacht: Rory Gallagher, für die irische Jugend inzwischen beinahe soetwas wie ein Volksheld, spielt zum ersten Mal seit der Trennung der Taste wieder in seiner Heimatstadt. Es ist kurz nach 10 Uhr im Savoy Cinema und die warme, trockene Luft ist mit Spannung und Hysterie gefüllt. Wer dachte, ein Publikum wie zur Zeit der Beatlemania gäbe es nicht mehr, der hat sich geirrt. Ein Konzert von Rory Gallagher versetzt einen um 10 Jahre zurück, zumindest hier in Irland, wo die Gallagher-Legende für die Jugendlichen ebensoviel bedeutet, wie das Guiness-Bier für ihre Väter.

Gallagher, McAvory und Campbell rocken auf die Bühne und werden mit stürmischer Begeisterung empfangen. „Thank you, thank you, thanks a million“, ruft er, „es ist so schön, euch wiederzusehen!“ Übergangslos beginnt er: one. two, three … und schon nach der ersten Nummer „Laundromat“ reisst es dir Leute von den Stühlen. Als nächste? „For The Last Time“ und „Hands Up“. Für die vierte Nummer

„It’s You“ legt er seine Gitarre beiseite und zeigt, dass er auf der Mandoline genau so gut ist. Dann „Wave Myself Goodbye“, ein weiterer Traddes neuen Albums. Jetzt wird einem klar, dass seit „Same Old Story“ eine lange Zeit vergangen ist, obwohl man seine alte Liebe zum Blues noch immer deutlich heraushören kann. „Sinner Boy“ und zwei neue Nummern „Gypsy Woman“ und „Going To My Home Town“ schliessen das Repertoire für dieser Abend ab. In der letzten Viertelstunde hat der Enthusiasmus des Publikums seinen Höhepunkt erreicht. Stampfen, Schreien, Klatschen, keiner sitzt mehr, einige versuchen, das Podium zu erklimmen. Einen Moment lang sieht es so aus, als hätte Rory die Kontrolle über die Leute im Saal verloren. Aber alles ist vorbei, noch ehe sich der Veranstalter den Angstschweiss von der Stirn wischen kann. Rory schüttelt ein paar Jungen, die ganz vorne stehen die Hand. Dann zieht er sich schnell in die Geborgenheit seiner Garderobe zurück. „Mann“, sagt er, „das hätte leicht ins Auge gehen können!“

Die Überschriften der Corker Zeitungen am nächsten Morgen: „Chaos im Savoy Cinema“ und „Enthusiastischer Empfang für Gallagher“. Die Tatsache, dass man ihn auch auf der nachfolgenden England-Tournee wie einen Helden feierte bewies, dass er seinen Erfolg in Cork nicht NUR dem Nationalbewusstsein seiner irischen Landsleute zu verdanken hatte.