Rumer


Oberflächlich leichte Singer/Songwriter-Kost, innen drin musikalische Verarbeitung persönlicher Tragödien.

Die Liste ihrer prominenten Bewunderer liest sich nicht gerade wie die „Cool List“ des „NME“: Elton John, Burt Bacharach und der ehemalige stellvertretende Parteivorsitzende der Labour Partei, John Prescott. Aber hip zu erscheinen ist für jemanden mit Sarah „Rumer“ Joyces Lebenserfahrung nur begrenzt wichtig. Als Kind musste sie entdecken, dass ihr leiblicher Vater nicht der Mann ihrer Mutter, sondern der pakistanische Familienkoch ist. 2003 starb Joyces Mutter an Krebs, und zwei Jahre später, nach einem Nervenzusammenbruch, verbrachte Joyce ein paar Monate in einer Hippiekommune, wo sie ihre Zeit mit Gemüseschneiden und Selbstfindung verbrachte. Vergangenes Jahr traf sie ihren heutigen Produzenten Steve Brown bei einer Open-Mic-Veranstaltung und beeindruckte ihn so sehr, dass er ihre ersten Soloaufnahmen finanzierte und so den Hype um Joyces Kombination aus 70er-Folk (William Miller aus „Almost Famous“ hätte sie super gefunden), Jazz und Karen-Carpenter-Huldigung mit entfachte. Schließlich landete sie beim Majorlabel Warner.

„Ich sehe nicht aus wie ein Popstar – und das haben Leute mir offen gesagt. Nicht hübsch genug, zu fett, so Sachen“, sagt Joyce. Jetzt ziert ihr Gesicht das Plattencover ihres ersten Albums Seasons Of My Soul. Hat sie Angst, dass Leute ihr Album nur zum Sonntagsbrunch auflegen werden? „Ich mag Easy-Listening-Musik“, gibt sie schulterzuckend zu. Und was ist mit einem Song wie „Aretha„, der die akute Einsamkeit eines kleinen Mädchens und die psychischen Probleme ihrer Mutter beschreibt – werden diese Geschichten nicht übersehen werden? „Irgendwann werden die Texte durchsickern“, sagt Joyce, „und wenn nicht – auch gut. Die Leute haben das Recht, eine Platte zu kaufen, weil sie schön klingt.“

CD im ME S. 19, Albumkritik S. 91

* Den Namen Rumer übernahm Joyce von der englischen Autorin Rumer Godden – als Andenken an ihre Mutter. Die hatte Joyce einige von Goddens Büchern hinterlassen.

* Rumers Produzent Steve Brown spielte früher in der in England legendären Fernsehserie „Knowing me, knowing you with Alan Partridge“ einen schwulen Bandleader.