Black Beat Night


Als sich das verdampfende Wetgel und die Haschwolken in der Alsterdorfer Sporthalle vermengt hatten, war es 21.07 Uhr. Es hieß: „Ladies und Gentlemen, please, put your hands together und welcome Maze. Please, welcome Frankie Beverly!“ Und das Warten hatte ein Ende.

Denn zuvor mußten ein gewisser Moses P. und seine unsägliche Teenie-Posse eine satte halbe Stunde lang nerven. Kurzfristig als Ersatz für She Rokkers & Lisa M. gebucht, war dieser HipHop-Act ein klarer Ausfall. Nur weil man Converse ohne Schnürsenkel trägt, ist man noch lange kein Rap-Star.

Aber dann kam Maze. Und wie sie kamen: 60 Minuten Orgasmus. Eine Stunde Sex, Soul und samtiger Groove. Neun Leute zauberten auf Tasten, Saiten und Fellen; relaxt, funky, spritzig und sehr, sehr cool – die pure Magie. Frankie Beverly. Sänger, Songschreiber und Zentrale des Mazc-Sounds, ist ein Meister des Understatements. Seine Gesangsphrasierungen sind so einzigartig, weil kein Ton, kein Schnalzen, kein Wort überflüssig sind. Er sucht nie den billigen Effekt, er croont „… sing with all your heart“, und die Gänsehaut läuft bis in die Schuhsohlen. Unverständlich, warum der Veranstalter diese vom Publikum gefeierte und nach langen Jahren sehnsüchtig wiedererwartete Band nicht auf die Topact-Position gesetzt hatte. So spielte Maze aus Zeitmangel

keinen Song der exzellenten neuen LP SILKY SOUL. Statt dessen griff Frankie Beverly auf bewährt Brillantes zurück: Er ließ kein Gefühl aus. die ganze emotionale Strickleiter rauf und runter.

Daß danach keine Steigerung mehr möglich war, bewies Chaka Khan, deren Auftritt – obwohl stimmlich wie immer bestens auf Draht – die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. Immerhin war es nach den Gerüchten, die vorher kursierten (von „Volltrunken im Hotel“ bis „mit Kreislaufzusammenbruch im Krankenhuus“) ein Wunder, daß die mächtig aufgespeckte Lady überhaupt auf der Bühne stand. Da Chaka dort jedoch auf eigenen Wunsch nur knapp 40 Minuten verbrachte, gewann dieser Auftritt nur selten starke Atmosphäre, von dynamischem Aufbau ganz zu schweigen. Was zumindest den ersten Publikumsreihen egal war: Ekstatisch verzerrte Gesichter und verzückt lächelnde Mienen sprachen eine deutliche Sprache.

Eine Sprache, die auch Joyce Kennedy und ihre Mannen von Mother’s Finest verstanden, weshalb sie – als letzter Act – anderthalb Stunden lang mächtig loslegten. Der Funk-Rock dieser schon legendären und in diesem Jahr wiedervereinigten Band kommt live noch um Klassen besser als auf Vinyl – stampfend, treibend und mit knallhartem, trockenen Beat. Sängerin Joyce Kennedy jagte knackig und mit 70er-Jahre-Sex über die Bühne, der blasse Whitey an der Gitarre spielte seine Läufe auch schon mal mit der Zunge, und die Songs reichten von altem Material bis zu den allerneuesten Songs aus dem Album LOOKS COULD KILL. Absolut hippe Sounds, hart und tanzbar: Das Publikum liebte sie, und Joyce hatte ihre Ankündigung wahrgemacht. „I have to fuck the audience again!“ Wilde Nummer, Baby.