Sabrina Setlur


DAS IST JA IMMER SO EINE SACHE. SO EIN TOURSTART. Alle sind irgendwie nervös, Proben sind eben kein Ersatz für die Liveshow und ob dann das Publikum letztlich so tut, wie der Künstler will, kann keiner vorher wissen, Zumal wohl niemand ohne eine bestimmte Erwartungshaltung zu einem Konzert geht. Gerade beim Setlurschen Tourauftakt wäre das ja auch ein Ding der Unmöglichkeit, zuviel wurde über die ehemalige Schwester S im Vorfeld geschrieben, gelästert und gemunkelt. Aber, sehen wir selbst. Nach einem etwas kurz geratenen Opening-Act von der optisch und stimmlich bezaubernden Brooke Russell betritt die ganz in Designerware gehüllte „Setlur 2000“ die Bühne. Und macht mit ein paar in die Runde geworfenen Kraftausdrücken gleich mal zu Beginn deutlich, wie man im 3P-Lager mit etwaigen Gegnern verfährt. Nicht, dass es solche im Publikum gegeben hätte, aber es kann ja schließlich nicht schaden, gleich am Anfang ein bisschen Gas zu geben, oder? Aber genau hier liegt der falsche Hase im Pfeffer: Zwar sprechsingt die Setlur gern von Schmerz, enttäuschter Liebe und Hass, wenn aber zwischen den Liedern die freundliche, oft mädchenhaft wirkende Sabrina durchbricht, will das überhaupt nicht zusammenpassen. Fast verschämt freut sie sich über das erste Stofftier, das auf der Bühne landet, passt auf, dass die von einem Fan überreichte Rose keinen Schaden nimmt und zupft permanent an ihrem verrutschenden Top herum, um – wie un-bitchy! – zu verhindern, dass die Lörracher zu tiefe Einblick bekommen. Und dann wäre da natürlich noch die Songauswahl. Ein Großteil des Konzerts ist aus Balladen und Downtempo-Stücken gezimmert, die mit ihren wenigen Bpm erst mal überzeugend gerappt werden wollen – was ja bekanntlich eine große Kunst ist. Und genau da sollte die Schusterin Setlur besser bei ihren Leisten bleiben und sich an ihre duften Mid- und Uptempo-Nummern halten, die sie durchaus überzeugend zu präsentieren weiß. Das Highlight des Tourstarts ist da ohne Zweifel „Hija“, der aktuelle Hit, bei dem Sabrina Setlur von Brixx und Cora E unterstutzt wird. Überzeugender als in dieser Dreieinigkeit kann man weiblichen deutschen Sprechgesang dieser Tage wohl kaum nach außen tragen. Davon gibt es bislang eben viel zu wenig: rappende Frauen, die den ewig vor Testosteron strotzenden Kollegen eins vor den Latz knallen. Ob das dann allerdings in letzter Konsequenz mit DJ Esther, die ihre Hände öfter in der Luft als am Plattenteller hat und einer Backing-Band, auf die in punkto Glamour eher das Attribut „gelebte Mittelmäßigkeit“ zutrifft, klappt, darüber darf man sich im Hause 3P in Rödelheim die Nase, ähem, den Kopf zerbrechen.