Sarah Kuttner – Die Kolumne


Das Jahr neigt sich, und die Tage werden kürzer. Während ich diese Zeilen in die Tastatur meißele, hat sich soeben der diesige Novembertag entschlossen, um 15 Uhr Feierabend zu machen bzw. zum Abend zu werden lohne Feier]. Ich mochte die besinnliche Stimmung daher zu einer kleinen Jahresbilanz der Firma Kuttner Unlimited Ltd. nutzen. Grundsätzlich war es ein erfolgreiches Jahr, was nicht zuletzt daran liegt, dass ich mir massive Aktienanteile am florierenden Leitkultur-Betrieb Aggro Berlin gesichert habe. Mittlerweile gehört mir der Laden fast zur Hälfte. Noch ein. zwei Aggro-Aktien, und ich kann den Betrieb endlich in eine Vertriebsfirma für bedruckte Topflappen umwandeln und richtig absahnen.

Aber auch sonst war es ein tolles Jahr, und bevor ich 47mal gefragt werde, welches meine Lieblings-B-Seite 2005 war, gibt es im folgenden – zum abschreiben – einen handlichen Sarah-Kuttner-Jahresrückblicks-Allrounder in schnittiger Fragebogen-Darreichung. Und zwar …HIER:

1. Lieblingssong, für den ich mich immer wieder rechtfertigen mußte: Tokio Hotel – „Durch den Monsun“. Jawohl. Und ich rede keineswegs von einem „peinlichsten Lieblingssong‘ leine Kategorie, die ich hier mal als äußerst verklemmt ächten mochte]. – 2. Wichtigste neu gewonnene Erkenntnis: Dachgeschoßwohnungen sind im Sommer sehr, sehr warm und im Wintersehr, sehr kalt. – 3. Bester Oasis-Tribute-Moment: Schröder behauptet, weiterhin Kanzler zu sein, obwohl alles dagegen spricht. -4. Anstrengendster Gast in meiner Sendung: eine Feng Shui-Beraterin, der während der Sendung das innere Kopf-Feng-Shui abhanden geriet und die als Folge dessen in der Sendung Amok lief. – 5. Bester Toilettenspruch auf einem öffentlichen Damen-WC: „Auch Hackepeter wird Kacke später.“ – 6. Bestes Album: Moneybrother, „To Die Alone“.

Doch, immer noch, auch wenn s mir vorkommt, als wäre sie schon vor zwölf Jahren erschienen. – 7. Wichtigste neu erworbene Tugend: nachdem ich mich jahrelang vor Fußstrecken, die 0,3 km überschreiten, gedrückt habe, bin ich seit kurzem begeisterter Herbstspazierganger und latsche als solcher voll begeisterter Melancholie durch das Laub des Lebens. – 8. Schlimmster Modetrend: Keilabsätze und Mokkasinstiefel. Vor allem als Kombi – wie z. B. von Günther Jauch getragen. Schrecklich. -9 Lieblingssong, fürden ich mich nicht rechtfertigen mußte: The Decemberists, „We Both Go Down Together“. -10. Lieblingszitat: „Ich sag immer: keine Pasta ohne Sauce.“ (Steffi Graf in der „Gala“] -11. Unsympath des Jahres: Madonna. Sie mag ja von mir aus gerne die Erfinderin der 80er Jahre, des selbstverwaltelen Produkt-Popstars und des kabellosen Staubsaugers sein – ich finde die Frau trotzdem sagenhaft unsympathisch. Sogar wenn sie öffentlich aus Kinderbüchern vorliest. Und das muß man erst mal schaffen. Ich glaube, der Hauptdarsteller aus „Die Camper“ z.B.würde selbst wenn er die Sido-Maske trüge beim Kinderbuchvorlesen sympathisch aussehen. Madonna aber: nicht. -12. Bester Special Effect: das Computerprogramm, mittels dessen man Angela Merkel für ihre Wahlplakate um 30 Jahre verjüngte und ihr die miesepetrige Karrieristenfresse wegretouchierte. -13. Größtes TV-Ereignis: „Sarah & Marc in Love“, sowie die Indie-Variante des Ganzen, „Durch die Nacht mit… Adam Green & Carl Barat“ [Arte]. -14. Randgruppe des Jahres: Hühner. Oder Vögel im allgemeinen -15. ME-Mitarbeiter mit der erotischsten Telefonstimme: Albert Koch -16. Schönste Behauptung eines Kuttner-Mitarbeiters: „Scheiße! Ich glaub, ich hab das Internet gelöscht!“ -17. Lieblingsessen: Hackepeter an Mokkassinstiefel. Ich wünsche guten Appetit und ein erfülltes Jahr 2006.