Scott Walker – Scott 4


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SCOTT 4 war die erste LP Scott Walkers, die in den Regalen liegen blieb. Die Fans sollten dem in Ohio geborenen Troubadour in den folgenden Jahrzehnten nur zu oft nicht mehr folgen. Der Rückzug des einstigen Teenstars aus den Überdramen der Walker Brothers, die mit einer Endgültigkeit davon künden konnten, dass die Sonne niemals mehr scheinen werde, dass selbst unbekümmerten Popfans das Herz vor Aufregung stehen blieb, dieser Rückzug war unumkehrbar, todernst und nun amtlich. Walker hatte sich in die eigene Psyche geflüchtet, um von dort mit Camus und Sartre zu kommunizieren, der feierliche Orchesterpopsong „The Seventh Seal“ wühlt in den existenziellen Themen des gleichnamigen Ingmar-Bergman-Films. In „Hero Of The War“ und „Rhymes Of Goodbye“ überstrahlt Walkers himmlischer Bariton ein letztes Mal die schwarzen Wolken, aus denen der gebürtige Mr. Engel fortan seinen Kampf mit der Paranoia austrug. SCOTT 4 ist vielleicht die größte Pop-Platte, die ein erklärter Anti-Popstar in den letzten 40 Jahren aufgenommen hat.