Seid’s Ihr krass, oder was?


Sie warten auf den Frühling und möchten wissen, ob es dir gut geht. Sie sind die Sportfreunde Stiller und haben als vielleicht netteste Band ihrer Generation manchmal ganz schön zu stram- peln. Das ist eine Toleranzsache,

Was für ein Arbeitstag für die Sportfreunde. Nach einem kräftezehrenden Dreivierteltag als Redaktionsverstärkung beim ME, schnell ein Interview beim Bayerischen Rundfunk dazwischengeschoben, steht für die drei Münchener später gleich noch die Live-Rückkehr auf heimischem Terrain an: Als Spezialgäste bei einem Benefiz-Konzert für Artac am Vorabend der Demonstrationen gegen die Nato-Sicherheitskonferenz in München. Und dann wollen auch wir noch die ein oder andere Angelegenheit mit den Schonwieder- Ex-Kollegen vertiefen. Nach Aufbau/Soundcheck und bevor sie sich später am Abend bei ihrem halbstündigen Auftritt von einem packevollen, extrem enthusiasmierten New Backstage nach Strich und Faden aus der Hand fressen ließen, setzten sich der Peter (Peter Brugger), der Rüde (Rüdiger Linhof) und der Flo (Florian Weber) mit dem Musikexpress auf ein Wei ßbier zusammen. Oder zwei.

Kommt ihr mit einem Albumtitel wie burli durch in Norddeutschland?

PETER: Ich hatte da schon ein lustiges Interview mit einer Journalistin aus Köln, die meinte: „Ich hab nachgeschaut: Burli ist ja kleines Bübchen. Seht ihr euch auch noch als Bübchen oder seid ihr jetzt schon Männer?“

Was hast du geantwortet?

peter: Dass wir ganz klar Männer sind. Die in der Lage sind, ein Bübchen zu zeugen.

FLO: Es hat so angefangen, dass wir immer so rumgealbert haben, so: die Platte, unser Burli, wann erblickt er das Licht der Welt? Und dann haben wir uns vorgestellt, wie jemand aus Norddeutschland das aussprechen würde, (hyper-hochdeutsch) „Der Burli von den Sportfreunden“.

Woher wusstet ihr denn, dass es eine Bub wird und kein Madchen?

FLO: Weil die Verzerrung einfach klar für die Männlichkeit spricht.

peter: Ich hab auch weibliche Seiten entdeckt am Burli.

FLO: Ein androgyner Burli, in mancher Hinsicht.

PETER: Metrosexuell, wie man ja heute sagt. Wie David Beckham.

In euerem Platteninfo heißt es, der Burli habe „gebockt wie ein Esel . War das Album schwieriger als die beiden davor?

peter: Naja, wir hatten eine etwas schwierige Situation, in die wir uns selber hineinmanövriert hatten. Nach der Tour für die GUTE SEITE haben wir gesagt: Jetzt nehmen wir uns vier Monate frei und schreiben neue Lieder. Hat natürlich hinten und vorne nicht hingehauen, wir hatten das aber gleich kommuniziert, auch schon mit dem Produzenten gesprochen. Dann haben wir Demos abgeliefert, die in unserem Kopf viel weiter waren als auf Band, mit denen niemand was anfangen konnte. Da war dann schon eine Zeitlang ziemlicher Druck vorhanden.

RÜDE: Ein paar Leute, zu denen wir ein nie hinterfragtes Vertrauen hatten, haben sich uns gegenüber recht enttäuschend verhalten. Überzogene Kritik, Termindruck, der auf uns übertragen wurde. Aber uns hat das letztlich weiter gebracht, weil wir uns mit Situationen auseinandersetzen mussten, die wir vorher nicht für möglich gehalten hatten.

FLO: Es wurden da Sachen ins Spiel gebracht, wie zum Beispiel einen Texter ins Boot zu holen, der mit Peter arbeiten sollte. Und wir dachten: Das kann doch nicht sein! Wir selbst sind absolut zufrieden, wir spielen’s Freunden vor, die uns bestärken. Und Produzent und Plattenfirma stellen das alles in krassester Weise in Frage. Als wir dann im Studio in Spanien waren und auch von Uwe (Hoffmann, Produzent; Anm.d. Red.) kein gutes Gefühl bekamen, haben wir uns mal ernsthaft unterhalten, was wir wollen. Ob das jetzt wirklich Defizite hat. Und waren der Meinung: Nein. Wir haben heftige Diskussionen gehabt mit Uwe, wirklich gekämpft um die Musik. Im Endeffekt sind jetzt die Lieder von den Demos auf der Platte. Und danach wird dir auf die Schulter geklopft.

RÜDE: Die Demos haben echt scheiße geklungen und die Texte waren unfertig. Trotzdem interessant, wie schnell sich ein Verhältnis ändern kann und man erkennt, wer Freund und wer nur Geschäftspartner ist. peter: Ich möchte einer Plattenfirma ja nicht vorwerfen, dass sie Geld an einer Band verdienen will. Das ist ihr Job. Aber dass sie halt nicht sehen, dass wir unseren Erfolg haben, weil wir unseren Weg seit sieben Jahren konsequent gehen, mit unserer teilweise verschrobenen Art…

FLO: Ich sag’s mal so: Wäre unsere Freundschaft nicht so innig gewesen, hätten wir’s nicht unbedingt gemeistert. Aber so ist die Freundschaft größer geworden und wir haben auch noch einen Haufen gelernt.

Ich sehe euch noch vor mir, als ihr 1998 bei uns auf dem Land in Trostberg nachmittags bei einem Open Air auf einem Kiesparkplatz vor 50 Leuten gespielt habt. Da hattet ihr euch gerade von Stiller in Sportfreunde Stiller umbenannt und wart auf der Suche nach einem Plattenvertrag. Könnt ihr den Weg seither noch nachzeichnen?

rüde: Das waren immer so kleine Stufen, wo wir uns dachten „boah, das kann ja was werden!“ So kleine, total schöne Momente. Ich weiß noch, wie wir den Plattenvertrag unterschrieben haben. Da waren wir japanisch essen und ich hab mir ein komisches Quallengericht bestellt, vor dem ich mich letztendlich total geekelt hab. Aber ich fand’s total toll, dass ich jetzt Essen umsonst krieg‘. Und dann sind wir heimgefahren von Hamburg und haben uns ständig so high-five abgeschlagen…

PETER: Es gab davor ja schon mal einen Moment, wo wir einen Vertrag fast in der Tasche hatten, mit Intercord, aber das wurde dann nichts worüber wir letztlich froh waren, weil die Firma dann bald pleite gegangen ist. Aber da dachte ich auch schon, „geil, jetzt haben wir’s geschafft!“

RÜDE: Und wir eben im Auto auf dem Weg nach München, halbstündige High-Five-Frequenz, und dann kommt irgendwann die Polizei vorbei und fragt, woher wir kommen, was wir dabei haben. Und wir nur so: Wir kommen aus Hamburg, wir haben gerade unseren Plattenvertrag unterschrieben. Und die Typen: Na gut, wenn das so ist, fahrt’s weiter. So kleine, tolle Momente. Aber auch niederschmetternde.

Niederschmetternd?

RÜDE: Zum Beispiel: Du fahrst nach Potsdam und triffst dich mit einem Plattenfirmenchef und spielst extra für den ein Konzert vor zehn Leuten in dem miesesten Schuppen, den’s gibt. Und merkst, dass der Typ nach dem dritten Lied seine Freundin zieht und heimgehen will.

FLO: Wir haben im Waschhaus oben gespielt, wo’s total eng ist. Unten hat Samy Deluxe gespielt, und ich bin nach unserem Auftritt runter und da steht der besagte Typ mit seiner Freundin und tanzt zu Samy Deluxe. Wir verstehen uns allerdings heute super mit dem. Er hat auch gesagt, dass das die schlechteste Entscheidung seiner Karriere war. (lacht) rüde: Und wir in der Nacht noch zurück und in einem Riesenstau gestanden. Wo man sich dann fragt: Wie soll das nur jemals was werden?

FLO: Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, wie sich Wir Sind Helden gerade fühlen. Die machen ein Album und das geht sofort komplett ab. Ich glaube schon, dass die das super meistern, aber ich bin froh über den Weg, den ich gegangen bin. Weil ich’s nicht missen will, vor 19 Leuten gespielt und danach auf der Bühne übernachtet zu haben. Weil es mich verstehen lässt, wie es anderen Bands geht. rüde: Ichhab mir in jedem Jahr bei fast jedem Konzert gedacht,dass das die Zeit meines Lebens ist und ich davon meinen Enkeln erzählen werde. Und mehr darauf geschaut, was ist anstatt was kommen könnte.

Wird man abgebrühter? Ihr holt euch jetzt ja schon die Kicks und bucht die Olympiahalle in München …

PETER: Das brauchen wir, um überhaupt noch was zu fühlen! Haha!

RÜDE: Aber ich werde wieder da oben stehen und denken, dass die Leute alle zufällig da sind. Selbst beim Frequency Festival letztes Jahr in Salzburg- da hüpfen 30.000 Menschen, dann seh ich die Bardame und bin traurig, dass sie nicht hüpft und denk mir, das Konzert ist scheiße.

peter: Ach geh. Das ist jetzt natürlich leicht übertrieben.

Beim Frequency habt ihr zeitgleich mit den Goldenen Zitronen gespielt. Ich bin zwischen den Konzerten gependelt und hatte das Gefühl, ich sehe die entgegengesetzen Pole in der deutschsprachigen Rockmusik.

RÜDE: Die Zitronen waren früher meine Helden, darf ich dazu sagen. PORSCHE, GENSCHER, HALLO HSV. Wahnsinnsplatte. „So Millionen Hooligans“ ist auch super. Aber später hab ich sie mir nicht mehr wirklich anhören können. Es gibt Bands, die inhaltlich viel zu sagen haben, aber sich scheuen, eine breite Masse zu erreichen und alles so verwinkeln, dass ihnen keiner mehr richtig folgen kann. Das find ich schade. Es geht ja viel um Abgrenzung. Macht ihr das auch, wenn ihr Euch mit einem offenherzigen Text wie „Geht’s dir da genauso?“ angreifbar macht?

RÜDE: Viele finden es platt, so eine Frage zu stellen. Aber ich find es total wichtig und wertvoll, außerhalb von diesem ignoranten vor sich hin Schreiten, von diesem Menschen Ignorieren des Alltags mal so einen Kontakt aufzubauen. Und ich schätze Geradlinigkeit bei Leuten. Und sag nicht: Das hättest du jetzt aber cleverer formulieren können.

Die Coolen können damit nicht so.

PETER: Für mich ist jemand cool, wenn er zu seinen banalen, simplen Gefühlen steht. Ich hab keinen Anspruch, was zu sagen, was eine kleine Gemeinde dann gut rinden kann. Mir ist wichtig zu schauen, was wollen wir sagen und sagen wir’s auch so, wie wir’s sagen wollen.

FLO: Das ist halt eine Toleranzsache. Wir haben das anfangs stark erlebt. Wir waren ja in Hamburg überhaupt nicht gern gesehen in der Szene. Und dann hat sich einer – Thees von Tomte – bereit erklärt, uns mal kennen zu lernen. Der steht jetzt absolut hinter uns und findet das toll, dass wir so viel Freude auf der Bühne haben und im Publikum verbreiten.

Geht euch Kntk an euren Texten nahe? Auf die Nerven?

Flo: Also, ich kann für mich subjektiv sagen, dass es mir Wurscht ist. peter: Ich würde natürlich gern von den Pop-Experten anerkannt sein als Texter, Lyriker. Aber mir ist es zum Beispiel tausendmal wichtiger, dass wir in Hamburg – absolut erstaunlich – die Große Freiheit ausverkauft haben und ein zweiter Abend schon halb voll ist.

Wie geht ihr mit so einer negativen Kritik um wie der von Oliver Götz hier im ME über euer letztes Album vor drei Jahren ?

peter: (lacht) Wir haben den Typen natürlich mit dem Arsch angeschaut, als er uns da in Spanien besucht hat. (Kollege Götz besuchte die Sportfreunde Ende 2003 für eine Reportage im Studio; siehe ME 2/04) flo: Nein, wir fanden das sehr spannend. Wir haben Oliver dann darauf angesprochen und eine sehr interessante Darstellung bekommen.

peter: Dann war das Lustige, dass er sich gar nicht mehr so an die Kritik erinnert hat, die wir aber seit zwei Jahren mit uns rumschleppen.

RÜDE: Das war damals das erste Mal, dass wir voll eine Kopfnuss bekommen haben. Die Kritik war das Übelste, was wir je gehört hatten.

FLO: Derber war nur noch das Ox Magazin: „Sportfreunde hör ich nicht mal beim Scheißen “ oder so. (bestellt noch ein Bier fiir sich und Rüde) peter: ((acht) Hey, bitte! Seid’s ihr krass oder was? Ich mein, wir müssen gleich noch ’ne Show spielen. Bitte konzentrier dich leicht!

RÜDE: Also klar: Negative Kritiken wirken schwerer als positive. Es verletzt natürlich, grad damals, weil wir halt noch ziemlich behütet waren, so, „ja die Sportfreunde, irgendwie schon okay „. Und das war wieder so ein neuer Schritt: Mit negativer Kritik fertig werden. Ein Lernprozess.

Gibt es denn eine Art „Community von deutschen Bands, wie man sich das kitschigerweise vorstellen könnte ? Findet da ein Austausch statt?

peter: Wir haben engen Kontakt zu Tomte. Und zu Readymade. Wir Sind Helden haben wir jetzt auch näher kennengelernt. Und das ist einfach immer saumäßig nett, wenn man sich auf Festivals oder so tri fft. Und dann ist es auf der anderen Seite so… ich mein, ich will das null schüren, weil es mir auch letztlich egal ist, aber es ist eben so: Man spielt mit einer Band wie Blumfeld mehrere Festivals zusammen, aber es kommt nicht mal eine Begrüßung zustande. Ich weiß nicht, ob die so beschäftigt sind mit irgendwas, keine Ahnung. Aber ich sag halt einfach mal „Servus“ zu jemandem. Das ist für mich so was Naheliegendes.

flo: Respektvolle Behandlung einfach.

peter: Ohne jetzt da irgendwie was sagen zu wollen gegendie. Ich find die okay. … Bis auf ein paar Lieder. Haha!

Im Fan-Gastebuch auf eurer Website stehen auffällig oft Sachen wie „Sportfreunde machen glücklich oder „ich hab grad Lied XY gehört und jetzt bin ich happy . Seid ihr die positivste Band der Wett?

flo: Aber selbst das wird uns ja immer wieder negativ ausgelegt. Was ich, wenn ich ein Außenstehender war, vielleicht nachvollziehen könnte. So „die wollen mit Gewalt die Lustigen sein „.

RÜDE: Aber wir haben da nicht so ein „happy happy‘ -Konzept, sondern es ergibt sich einfach bei uns, dass wir bestimmte Sachverhalte in einer anderen Form interpretieren. Ich denk schon viel über negative Dinge nach, aber eben aus dem Blickwinkel: Wie kann ich’s besser machen? Wenn mir jemand erzählt, „Mirgeht’s scheiße“, dann sag ich ihm nicht: „Ja, klar, mir würd es da auch scheiße gehen“, sondern: „Betrachte das doch mal so und so, es gibt den und den Ausweg“. Das spiegelt sich auch in unseren Texten. Wir haben das Bedürfnis, immer eine Perspektive zu entwickeln. Gerade wenn man heute zum Beispiel über die politische Situation nachdenkt. Dass man sich nicht in einen negativen Standpunkt verrennt, sondern sich eher überlegt: Wie könnt’s besser werden? Gutes ’s rausziehen. Das sind unsere Ansätze?.

Mir geht ja der Optimismus in politischen Dingen langsam abhanden.

rüde: Ja, klar. Natürlich ist das sehr leidig, was sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Wenn man das mal emotional übersetzt. Aber ich kann mich da trotzdem freuen, dass es immer mehr Leute gibt, die sich zusammentun, die früher nicht interessiert waren. Als zum Beispiel vor drei, vier Jahren Attac aufgekommen ist – da hab ich mich so gefreut, dass es in dieser ganzen Orientierungslosigkeit plötzlich eine Organisation gibt, die neue Worte findet. Die neue Projekte aufzieht, die so modern sind und einen neuen Reiz haben.

Wie weit äußert ihr euch als Band euch politisch 7 Auf der Platte finden sich ja eher wenige Statements in der Richtung.

PETER: Ich find schon, dass da zum Beispiel zwei sehr wichtige Statements drauf sind. Die jetzt nicht vordergründig politisch sind, aber die so eine Konsequenz haben können. Wie „ein kleiner Schritt für uns, ein großer Schritt für die Menschlichkeit“ oder „geh ich mich mit dem Allgemeinen versöhnlich oder leb ich lieber ungewöhnlich?“.

Aber so eine Einbindung des Politischen wie etwa bei Coldplay findet bei euch nicht statt – z.B. Weblink zu Attac auf dem CD-Cover.

RÜDE: Ich weiß gar nicht, ob Attac das überhaupt wollen würde.

Wie ? Geht’s da auch wieder um Coolness ?

RÜDE: Bei vielen Leuten ist mit der politischen Haltung auch eine gewisse Eitelkeit verbunden. Das erklärt auch, warum viele Linksintellektuelle unter sich bleiben wollen und sich verweigern.

Michael Moore ist ja auch fast schon verpönt, weil erhalt erfolgreich ist und von vielen Leuten gut gefunden wird.

RÜDE: Genau. Sowas find ich richtig perfide. Da werde ich echt sauer. Das ist eitel und borniert. Ich wurde ja auch schon gefragt heute, ob das denn nicht komisch sei, wenn unsere Fans, die ja – diesen Ausdruck find ich ja schon so bescheuert, diese Unterscheidung! – eher so „mainstreamig“ seien, auf ein Festival von Attac gehen. Dann sag ich: Hey, bitte, wollt ihr nur unter euch bleiben und euch einen auf eure politische Meinung wichsen oder wollt ihr für andere Leute anziehend wirken?

Apropos Anziehungskraft: Ihr habt für euer Konzert in München Ende Mai die Olympiahalle gebucht, wo ja sonst Leute wie Sowie und Depeche Mode spielen. Realistische Einschätzung oder der schiere Größenwahn?

RÜDE: Eine absolut bodenständige, realistische Einschätzung. Haha!

FLO: Wenn statt der 8.ooo dann nur 3.000 Leute kommen, wird ein Vorhang reingehängt, damit’s nicht so leer aussieht, das ist auch klar.

PETER: Die Frage ist nur, ob den Leuten klar ist, dass ich nicht anwesend sein werde, weil ich auf Schalke bin. Weil der FC Bayern nämlich an dem Tag die Champions League gewinnt. An dem Tag ist das Endspiel ? Wer hat denn da so stümperhaft geplant?

PETER: Ich glaub, der Uli Hoeneß, haha! Nein, es ist kein anderer Termin mehr frei gewesen, hab ich gehört. Also, wenn die Bayern wirklich ins Finale kommen, dann hab ich echt ein Problem.

flo : Drum sind wir ja auch recht froh, dass das nicht passieren wird. Die sind ja bei Veröffentlichung dieses Heftes leider schon gar nicht mehr im Rennen. Oder Gottseidank.

Sind die Sportfreunde Stille eigentlich die einzige Band, die regelmäßig Sportler und Sportarten thematisiert?

rüde: Naja, ich finde, eine Quote von zwei Liedern von zwölf auf der neuen Platte ist schon okay.

flo: Zwei? Schon mal was von „Lauth anhören“ gehört?

rüde: „Lauth anhören“ ist aber auch so der sinnloseste Titel. Den hat nur der Flo mit seiner Muskelkraft durchgesetzt.

FLO: „Ich Roque“ (eine Hommage an FC Bayern-Stürmer Roque Santa Cruz; Anm. d. Red.) musste dann doch was entgegengesetzt werden, und drum kamen wir bei „Lauth anhören“ auf die Schreibweise mit „th“ (in Anspielung auf München 1860-Star Benny Lauth). Ganz einfach.

PETER: Ich stelle die Behauptung auf, dass viele, die eine Gitarre in die Hand nehmen, die sind, die beim Fußball keinen Erfolg hatten und die Frauen eben übers Gitarrespielen gewinnen mussten. flo: Ich glaube auch, dass wir das Thema Sport als Metapher nehmen für andere Sachen. Zum Beispiel „Dirk, wie ist die Luft da oben“ (ein Song über den Basketballer Dirk Nowitzki) ist ja schon -wenn schon keine Kritik, doch eine Hinterfragung der USA.

Ist ja auch völlig okay. Ihr rechtfertig euch so, ist doch gar nicht nötig.

Rüde: (lacht müde) Wir sind’s eben gewöhnt.

Es eilt jetzt. Flos Handy hat zum dritten Mal dringlich geklingelt, in einer halben Stunde sollen die Sportfreunde anderthalb Stadtviertel weiter auf der Bühne stehen. Es muss also schnell ein Taxi her – so viel Zeit muss allerdings auch noch sein: Ein Teenager ist an den Tisch der Herren Rockstars getreten und fragt scheu an, ob die so nett wären, einer Freundin am Nebentisch zu ihrem gerade stattfindenden Geburtstag zu gratulieren. Selbstverständlich gehen die Sportfreunde achtlos an den freudestrahlenden Kids vorbei. Nicht.