Sex in Schräglage


Spaniens Kultregisseur kennt nur ein Thema: den Stellungswechsel zwischen Kitsch und Kunst.

M ein Gott, was sieht dieser Kerl albern aus: klein, dick, mit einer Frisur, für die sich selbst Adamo schämen würde. Pedro Almodovar ist die Personifizierung des schlechten Geschmacks, seine Filme „bombastischer Kitsch“ und. ganz logisch, seine Anhängerschaft groß. Der ehemalige Telephonist, Rocksänger und Pornotexter gilt als „König der Programmkinos“. Und, weitaus ehrenvoller: Almodovar wird als legitimer Nachfolger von Rainer Werner Faßbinder gehandelt, auch wenn Pedro selbst darauf nur mit einem lapidaren Statement zu reagieren pflegt: Ja, ja, wir sind beide fett und lieben Kokain. Gott hab’ihn selig.“

Die Wahrheit aber ist: Almodovar ist genau so umtriebig wie der geniale Deutsche, und er bewegt sich in seinen Filmen ebenfalls immer zwischen eingängigem Kitsch, gesellschaftlicher Provokation und grellem Sex. Den ersten großen Publikumserfolg landete diese Rezeptur 1987 mit „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“, eine gemeine Komödie mit und um Frauen und Liebhaber… Im neuesten Opus „High Heels“ schlägt sich eine spitzmäusige Victoria Abril mit ihrer Mutter-Rivalin und einigen Kindheitsneurosen herum, was natürlich wieder in gnadenlos schrägem Melodram endet. Und wie immer fällt auch in „High Heels“ wieder eine grobe, aber durchaus funktionierende Sex-Szene ins Auge, diesmal in der Garderobe eines Transvestiten an einer Art Reckstange… Mit der dampfenden Weichzeichnerei der amerikanischen Vorstellung von Filmerotik haben Almodovars kraftvolle Szenen nichts zu tun. Einmal gefragt, ob er nicht nur ein sexgieriges Monster sei: antwortete er lediglich knapp: „Klar, ohne Sex ist das Leben doch bloß eine einzige lauwarme Suppe!“