Shakespeares Sister


Ex-Bananarona-Maus Siobhan Fahey mußte erst Mutter werden, um zu merken, daß seicht-Pop nicht das ganze Leben sein kann. Die Gattin von Dave Stewart strickte für Ihre Solo-Karriere mit kräftigem Psycho-Soul-Carn. Als Shakespeares Sister zeigt sie, wie schlaue Pop-Musik klingen kann.

Ich liebe Kleider, die so ausschauen wie die Musik der Person, die drinsteckt. Deshalb hab‘ ich meine alte Lederjacke rausgekramt und bunte Sachen draufgeklebt. Ich wollte etwas Freches haben, etwas Lautes, ziemlich Schräges und sehr, sehr Positives.“

In der Tat — die frühere Bananarama-Dame kommt jetzt als schriller Pop-Vogel daher. Dabei behauptet die „Schwester des Shakespeare“ (so genannt übrigens, um den Schöpfern des gleichnamigen Songs, The Smiths, ein Kränzchen zu winden), sie sei im Grunde eine scheue Person. Siobhan trat dem Mädel-Trio auch nur deswegen bei, weil sie schon der Gedanke daran, solo auf einer Bühne zu stehen, nervös gemacht habe.

Inzwischen gehören die Selbstzweifel der Vergangenheit an: .Nur wenn du in eigener Verantwortung arbeitest, kannst du wirklich die Musik machen, die du machen willst.“ Je länger Bananarama auf ihrem Hit-Pfad dahertrottete. desto weiter entfernte man sich vom ursprünglichen Plan, das Gegenteil zu sein „von all diesen Retorte-Pop-Gruppen. Je erfolgreicher wir wurden, desto mehr Zwänge engten uns ein. Nur noch hier einwilligen, dort klein beigeben — dann winkt die goldene Freiheit. Das versprechen sie dir jedes Mal. Leider läuft’s so nicht …“

Drum gehorcht Shakespeares Schwester jetzt nur noch den eigenen Gesetzen. Aus diesem Grund tritt sie auch nicht unter dem Namen Siobhan (ausgesprochen „Schi’voon“) Fahev Stewart auf:

„Da hätte es gleich geheißen: .Siobhan von Bananarama‘, oder .Siobhan. die Frau von Dave Stewart‘.“ Ob es wirklich nur ein „großer, aber indirekter Einfluß“ war, den Dave (sie nennt ihn „Rolf) auf ihr im Mama mag s bunt, Papa blass: Stewart und Gattin Siobhan März erscheinendes Album SCARED HEART hatte, bleibt das süße Geheimnis der Eheleute. Nicht nur die vorab erscheinende Single „Breaking My Heart“ klingt verdächtig nach Stewart-Stoff.

Siobhan jedenfalls behauptet, ihr Solo-Ding sei ganz ohne jede Beihilfe des eurythmischen Ehemannes entstanden – im Gegensatz zu Sohn Samuel Hurricane, der seit 11 Monaten den Haushalt in Nord-London verunsichert. „Ich begann mit den Aufnahmen drei Monate nach der Geburt. Jene Erfahrung hat meinem Leben eine völlig neue Perspektive gegeben. Ich bin als Mensch reifer geworden und das hat sich auch auf die Songs ausgewirkt. Dave war immer schon Vorbild für mich. Bei meiner Platte hat er aber nicht mitgearbeitet. „

Eine erste Hörprobe des Albums beweist: Shakespeares Sister ist ein Muster-Beispiel dafür, daß tanzbare Pop-Songs nicht doof sein müssen.