Kritik

„Shazam!“: Ein so kleiner wie gefälliger Superheldenfilm


DC will jetzt nicht mehr allein für düsteren Bombast stehen und haut dafür mit dieser neuen Origin-Story einen Mini-Actioner raus, der jedem gefallen und nirgends anecken soll.

Vergleicht man Marvel- mit DC-Filmen, fällt schnell auf, dass die Marvel-Kollegen rund um die „Avengers“ immer größere Erfolge einfahren können, als beispielsweise DCs „Aquaman“ oder auch Total-Desaster wie „Suicide Squad“ und „Green Lantern“. Scheinbar eine Sache, die mächtig an den Detective Comics knabbert. Also hat sich das Studio überlegt, nun mal Punkte, die bisher elementar waren, über Bord zu kicken. Weg von arty farty, hin zum superseichten Mainstream.

Mehr „Deadpool“, weniger „Green Lantern“

„Shazam!“ erzählt zwar die Geschichte eines Waisenjungen, dennoch ist der Ton um einiges weniger ernst, die Farben wurden ausnahmsweise mal nicht komplett aus der kargen Szenerie gezogen und den sonst oft so präsenten Kunstfaktor von DC sucht man hier vergebens. Diese Origins-Geschichte kommt so daher, als wäre sie ein kurzweiliger Ableger von „Deadpool“. Hier soll ordentlich persifliert werden und so manche Anspielung auf andere DC-Charaktere verwirrt auch ziemlich. Immer wieder fragt der Zuschauer sich: Meinen die das so oder ist das nur ein hohler Witz?

Es wundert kaum, dass die gaggige Variante gewählt wird, um die Entwicklung des Jungen darzustellen, der mit einem Mal nur noch „Shazam!“ ausrufen muss, um sich zu einem ausgewachsenen Superhelden (gespielt vom überaus gelackten Zachary Levi) zu mausern. Schließlich sind Meta-Witze und Oneliner-Feuerwerke gerade besonders angesagt in Hollywood. Auch eine Art, um mit dem gewachsenen Unmut darüber umzugehen, dass seit Jahren immer mehr Fortsetzungen, Prequels, Sequels und Neuauflagen von Superheldenfilmen rausgeballert werden. Wer sich selbstironisch zeigt, ist auch weniger angreifbar. Oder?

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Ewig langer Anfang, ewig gleiches Schema

„Shazam!“ beherbergt so einige Mängel, die auch nicht durch humorige Schenkelklopfer zu übertünchen sind. Da wäre zum einen die Ausgangslage: Billy Batson (Asher Angel), der von einer Pflegefamilie zur nächsten wandern muss. Der unangepasst ist. Und der sich jetzt beweisen muss. Bis es dazu kommt, ist schon mal gut ein Drittel des über zwei Stunden andauernden Films vorbei. Wäre das eine Serie, die man gerade zuhause angefangen hätte, man würde diese erste Zeit eher skippen. Denn das ist nicht der Teil, der irgendwem etwas bringt. Diese Dynamik gab es so und schon aufregender erzählt bei „Batman“ und „Spider-Man“. Der eigentliche Fun-Part beginnt, wenn der Pubertierende nach und nach seine Fähigkeiten austestet. Sein alter Ego Shazam gibt sich alle Mühe, so viele Sprüche wie möglich in kürzester Zeit abzuliefern, aber man bekommt zumindest auch solides CGI zu sehen. Hier kommt „Shazam!“ in seinem besten Momenten an die Kreativität von „Chronicle“ heran.

Lustig, aber sonst?

Aber etwas weniger Schema F, mehr Charakterherausarbeitung von Shazam selbst plus des Fieslings (stereotyp mit Mark Strong besetzt) sowie weniger immergleiche Kameraführung hätten dem Werk gut getan. Und zu guter Letzt bleibt einem der Film die Frage schuldig, für wen er eigentlich gemacht wurde. Ist das ein Kinderfilm? Eigentlich nicht, denn dafür gehen die Gags zu weit und die Freigabe sagt, das Ganze sei erst etwas ab zwölf Jahren. Ist es wie „Deadpool“ für Anti-Superheldenfans? Auf keinen Fall. Der Actioner ist wiederum zu nett, geht nie in die Tiefe und will niemanden wirklich zu nahe treten. Doch genau durch diese Wischiwaschi-Attitüde wird es „Shazam!“ schwerfallen, seine Zuschauer zu finden. Und so wird auch das nicht der große Wurf für DC werden, um endlich einmal die Kinokassen zum Überlaufen zu bringen.

„Shazam!“ startet am 4. April 2019 in den deutschen Kinos.