Sie War Einsam, Aber Schneller


Schon wieder Whoopi Goldberg. Erst dauert es 35 Jahre, bis man die umwerfende schwarze Komödiantin vor die Kamera holt, aber dann geht’s Schlag auf Schlag. Ein knappes Jahr nach „Die Farbe Lila“ und ganze zwei Monate nach „Jumpin‘ Jack Flash“ kommt sie uns als „Die diebische Elster“. Und langsam aber sicher beginnt man in Hollywood, ihr die Drehbücher auf den Leib zu schreiben. Whoopis letzte Rolle war gut, die hier ist noch besser.

Je mehr Whoopi Goldberg sich selbst bzw. mit ihren größten Talenten spielen darf, desto ausgefallener sind die Namen ihrer Film-Figuren. Erst war sie einfach nur Celie. dann Terr Doolittle. jetzt heißt sie schon Bernice (kurz: Bernie) Rhodenbarr. Und sie klaut. Tagsüber verkauft Miss Rhodenbarr gebrauchte Bücher — in ihrer Freizeit bricht sie ein: sehr gekonnt, bestens vorbereitet und im Notfall mit reaktionsschnellen Improvisationen. Trotzdem geht ihr jedesmal höllisch die Muffe, und eigentlich wollte sie ihr riskantes Hobby langst aufgegeben haben, um nicht nochmal in den Knast zu wandern.

Ausgerechnet ein Ex-Bulle hindert Bernie daran, ehrlich zu werden. Ray Kirshman (G. W. Bailey) hat vor Jahren an einem ihrer Tatorte ein Paar Gummihandschuhe gefunden, mit zehn prächtigen Fingerabdrücken. Kirshman ist zwar längst pensioniert, hat aber die Beweisstücke behalten und all sein Geld versoffen. Jetzt erpreßt er die Meister-Diebin, damit sie ihm mit einem letzten großen Fischzug den Ruhestand finanziert.

Die günstige Gelegenheit ergibt sich, als Bernie an die scharfe Zahnärztin Cynthia Sheldrake (Lesley Ann Warren) gerät. Deren Ex-Mann Christopher hat ihre sauer erbohrten Juwelen mitgehen lassen, und die will sie jetzt zurückhaben. Bernie übernimmt den Job, hat die Steinchen auch schon im Koffer, als Christopher unerwartet nach Hause kommt. Mit einer Frau. Die Einbrecherin verschwindet im Wandschrank und wird Ohrenzeuge ausgelassener Bett-Freuden. Als sie sich endlich wieder aus ihrem Versteck trauen kann, ist ihre Beute weg und der stürmische Liebhaber mausetot.

Jetzt geht’s aber erst richtig los: Die Zahnärztin schwärzt ihre Miet-Diebin bei der Polizei an, Kirshman wi ll seine Pension, und Bernies einziger Freund, der ausgeklinkte Hundesalon-Besitzer Carl Heffler (Bob Goidwaith), kommt bloß mit dem Ratschlag, es doch mal bei einer Fernseh-Show mit hohen Geldpreisen zu probieren. „Die diebische Elster“ muß also auf eigene Faust nach dem wahren Mörder suchen und den Schmuck wiederbeschaffen. Je auswegloser Bernice Rhodenbarrs Lage wirkt, desto mehr kann Whoopi Goldberg aus dem Vollen schöpfen. Genau das sind ihre Stärken: ein extrem loses Mundwerk, keine Scheu, die Fäuste einzusetzen — und die Fähigkeit zu blitzschnellen Rollenwechseln. Whoopis diebische Elster schafft’s nicht mit Unverwundbarkeit und Superkräften. sondern weil sie fixer ist. Und weil Frechheit immer noch siegt.

So gut wie die Hauptdarstellerin ist auch das Drumherum: Regisseur und Co-Autor Hugh Wilson hat die aberwitzig erfolgreiche „Police Äcademy“ mit-erfunden und deren ersten Teil inszeniert. Kameramann William A. Fraker drehte u.a. „Wargames“‚, „1941“ und „Rosemary’s Baby“, und die musikalische Leitung hatte Bernard Edwards, ehedem Baßmann bei Chic und Produzent von Powerstation. Nona Hendrix etc. Im Soundtrack trällern: die Jacksons, Sly Stone, Belinda Carlisle, Sam Fox, die Jets und ein beinharter Chic-Ableger namens The Distance.