Simply Red – Men & Women


Fritz Mclntyre, farbiger Keyboarder der überwiegend weißen Soulband aus Manchester, hat einen Prediger zum Papa. Dessen Job überläßt Fritz auf vorliegender Platte seinem Boß Mick Hucknall, dem Rotschopf mit der Schiebermütze. Und der nimmt die Aufgabe voller Inbrunst wahr.

Aber nicht nur Fritzchens Piano verrät Nähe zu Gospel und Blues. Das zweite „einfache rote“ Album beweist vom ersten bis zum letzten Song Mick Hucknalls direkten Draht zum wahren Soul. MEN & WOMEN knüpft mit Tanzbarem und Balladen unmittelbar an das ungemein erfolgreiche erste Album PICTURE BOOK an. Produziert hat diesmal Alex Sadkin, nicht zu überhören ist trotzdem der Einfluß seines Vorgängers: Stewart Levine stiftete nämlich die Verbindung zur Soul-Legende Lamont Dozier. Das erfreuliche Resultat gemeinsamen Komponierens: „Infidelity“, Funk mit Reggae-Touch. und die Ballade „Suffer“ (Mick singt, als litte er, weil sich jemand zu hart auf seinen Schoß gesetzt hat).

Stewart Levine produzierte unlängst auch Sly & The Family Stone. Deren „Let Me Have 1t All“ ist einer von drei Cover-Songs, neben Cole Porters (durch Ella Fitzgerald bekannt gewordenem)“.Everytime We Say Goodbye“ und Bunny Wailers Reggae-Klassiker „Love Fire“, der sich hier erstaunlich nah ans verschleppte Rhythmus-Gefühl des Originals hält.

Simply Red haben keine Überraschungen nötig. Sie wissen, daß der Groove ihre Musik macht. Sie arrangieren souverän inclusive Bläsersatz und Chorgesang, spielen emotional und rauh wie eine solide Live-Band, die sie letztlich ja auch geworden sind.

Für das nötige Quentchen Magie ist Herr Hucknall als Sänger und Schreiber zuständig. Bedenkt man. daß der Mann mit dem schrägen Haarschnitt einmal Punk-Sänger war, der sich zwecks Umschulung auf sein jetziges Fach nur zwei Wochen mit Arctha Franklin-Platten ins Schlafzimmer einsperrte (so will es zumindest die Legende!), so erstaunt einem das tiefschwarze Gefühl seiner Stimme umso mehr.