Sly & The Family Stone


There's A Riot... (1971)

16 Als dieses Album veröffentlicht wurde, war die Stimmung bei vielen Sly-Fans eher düster. Eines stand sofort fest: Sly war nicht mehr der alte. Drehten sich seine Lieder früher um Sinnesfreuden und die Verbrüderung aller Rassen, betrieb er jetzt ausgiebig Nabelschau und beschäftigte sich vorrangig mit sich selbst. In „Luv’n’Haight“ sinniert ein bekiffter Sly in endlosen Wiederholungen über die Freuden des Nichtstuns („Feel so good inside myself/Don’t need to move“), während er in „Poet“ seinen eigenen Songwriter-Qualitäten Tribut zollt. Von den Texten jedoch mal abgesehen, die auf eine voyeuristische Weise sicher ganz faszinierend sind (die Dokumentation einer beginnenden Selbstzerstörung), hat sich „There’s A Riot Going On“ jedoch über die Jahre als das wichtigste aller Sly-Alben entpuppt. Fundament dieser Musik sind die innovativen Baßlinien von Larry Graham, der hier erstmals die bis heute beliebte Slapping-Technik einsetzt. Der Baß steht so deutlich im Vordergrund, daß alle anderen Instrumente von ihm abzuprallen scheinen. Die Musik wirkt dadurch gleichzeitig straff-kontrolliert und völlig relaxed. Für Produzent Bill Laswell, der mehrmals versucht hat, Sly aus seinem Kokain-Delirium aufzuwecken, war „There’s A Riot Going On“ eine Art ABC-Buch für viele seiner Material-Projekte. Drogenrausch oder nicht — Slys rauchiger, gedehnter Gesang auf diesen Aufnahmen, akzentuiert von Bruder Freddie Stones höherer Stimmlage, ist umwerfend. Besonders gut kommt dieser Kontrast auf „Family Affair“ — einem ewigen Klassiker.