Spin Doctors: Hausmittel von Heute


Die berühmten Sieine auf der Straße zum Erfolg: Als ihr Debut-Album 1991 in den USA nicht die erhofften Verkaufszahlen feiern konnte, beschlossen ihre Vermarkter das Taschengeld der Spin Doctors nicht mehr in Werbekampagnen sondern lieber in deren Tourkasse fließen zu lassen. „Und wir sagten — klar! Wir ziehen wieder mit dem Bus durch die Lande. Kein Problem! Wir wollten ihre lustigen Arschlöcher sein. Doch der Bus war damals der Tod. Eine ganz langsame Art zu sterben.“ Auch 1993 werden die Spin Doctors zehn Monate auf den Bühnen dieser Welt verbringen, doch Sänger Chris Barron hat keinen Grund mehr zu klagen, im Tourgefahrt der New Yorker ist wieder Leben eingekehrt. Ihr Spätzünder-Debut „A Pocket Füll Of Kryptonite“ hat sich in den Staaten mittlerweile fast zwei Millionen mal verkauft, die Single „Little Miss Can’t Be Wrong“ behauptet sich stolz in den amerikanischen Top Ten.

Späte Gerechtigkeit, die Spin Doctors waren die längste Zeit der klassische Fall von richtiger Band am falschen Ort oder umgekehrt. Für Bluesrock mit fröhlicher Improvisationsfreiheit in der Tradition von Allman Brothers oder Grateful Dead war kein Platz im 92er Seattle-Rausch. Vor allem nicht bei einer Firma, die begeistert dabei war, mit Pearl Jam ihre neuen Helden hochleben zu lassen. Dementsprechend waren die Klagen in der Chefetage: „Die haben keine Tattoos! Keine bunten Haare! Zieht Ihnen wenigstens was Vernünftiges an.'“ Die Spin Doctors haben weder Klamotten gewechselt, noch Barte rasiert, dafür aber einen begeisterten Radio-DJ gefunden, der sogar Beschwerdebriefe in die Kommandozentrale ihrer Firma schrieb und die Lawine ins Rollen brachte. Die Busse mögen jetzt luxuriöser sein, die Einstellung bleibt: „Wir werden auf unsere Weise radikal bleiben. Das ist stur, und wird uns vielleicht unser ganzes Leben versauen, aber es macht mich verdammt glücklich, weil es eigentlich bedeutet, daß wir wirklich eine Chance haben.“