Spokes


Berauschender Postrock ohne Angst vor dem Pop.

Warum können nicht alle Postrock-Bands klingen wie dieses Quintett aus dem öden nordenglischen Preston? Warum braucht die Welt Gruppen wie Yndi Halda oder Explosions In The Sky und ihre ach so atmosphärischen instrumentalen 20-Minüter? Warum fühlt sich der Autor nur so allein mit seiner Meinung, dass in diesen auf Tonband verewigten Krämpfen nicht viel passiert außer vorhersehbaren Crescendi, bei denen sich Pärchen in 65Daysofstatic-Shirts fest in die Augen sehen dürfen? Dank des Massenappeals des Spokes-Debüts Everyone I Ever Met wird er sich hoffentlich nicht mehr lang allein fühlen müssen. Spokes spielen Musik, die zwar genauso frei von Zynismus und voller Pathos ist wie die der angesprochenen Bands, aber mit viel mehr Pop daherkommt.

Sänger Liam Morley tüftelte mit Gitarrist Owain Davies während ihrer Studienzeit an einem „epischen, warmen“ Sound, aber den konnte man am mitmusikerersetzenden Computer nur schwer erzielen. Also gründeten sie mit drei Freunden Spokes, um ihre Vorstellung von einer Mischung aus Folk und Postrock mit viel, viel Hall zu verwirklichen. Ihre erste Platte enthält den einen oder anderen Sechsminutensong, aber die sanften weiblich-männlichen Gesangsharmonien und die Choreinlagen erinnern eher an den Indiefolk von Hjaltalín und Arcade Fire.

CD im ME 3/11, Albumkritik ME 3/11

* Spokes (Deutsch: Speichen) probten anfangs, standesgemäß für eine Postrock-Band, in einer Kirche und einer wochentags ungenutzten Sonntagsschule.

* Violinistin Ruth Ilgunas bekam zu ihrem Geburtstag im Januar eine Ganzkörpermassage, für sie „das beste Geschenk aller Zeiten“.