Status Quo nackt auf dem Piccadilly Circus?


Das neue Album heisst "Quo" und ist ein Hammer, meint ME-Redakteur Lutz Wauligmann, der bei den Aufnahmen im Londoner IBC-Studio dabei war:

Vor einem Jahr ging es plötzlich so richtig zur Sache mit Status Quo. Ihre LP’s Piledriver‘ und ‚Hello‘ brachten ihnen endlich den Erfolg, den sie sich eigentlich schon vor beinahe einem Jahrzehnt erhofft hatten, als sie mit ‚Pictures Of Matchstick Men‘ einen Glückstreffer landen konnten. Während Hello‘ in diesem Frühjahr im Zusammenhang mit der zweiten Quo-Tournee durch die Vereinigten Staaten auch dort veröffentlicht wurde, wartet auf uns Europäer inzwischen schon das nagelneue Status Quo-Album, das, um es garnicht erst kompliziert zu machen, einfach ‚Quo‘ betitelt wurde. Nach der letzten US-Tour blieb für Mike, Alan, Rick und John kaum eine Minute zum Relaxen, da es bereits vierzehn Tage später auf die Tournee durch Deutschland ging. Man Hess sich jedoch überhaupt nicht bangemachen. In zwei Wochen wurden die meisten Stücke des neuen Albums geschrieben, einstudiert, aufgenommen und abgemixt. Da blieb es nicht aus. dass man oft bis zum frühen Morgen im Studio sass.

An einem der letzten Aufnahme-Tage traf ich die ziemlich übernächtigten Quo-Typen, die, gleich nachdem sie das Studio betreten hatten, erstmal von ihren Roadies mit einem sehr stark gekochten Kaffee aufgepeppt wurden. „Du bist der erste Journalist, der unsere neuen Songs hört,“ meinten sie, „aber diesmal hat bei den Aufnahmen alles so hundertprozentig hingehauen, dass wir keine Angst vor der Presse-Kritik zu haben brauchen.“

Nun, auf diese Weise neugierig gemacht, schob ich das Interview zunächst noch ne Weile hinaus. Der Sound, der dann aus den Studio-Boxen fetzte, Hess mich nicht ne Sekunde lang zweifeln, dass dies das losgehendste Album sein würde, dass Status Quo jemals aufgenommen hat. An dem vertrauten Sound der Band wurde eigentlich nicht viel verändert. Wer wenigstens einmal in seinem Leben den Single-Hit Caroline‘ gehört hat – und wer hat das nicht – der wird auch dieses neue Album auf Anhieb als Status Quo-Platte erkennen. Was den Unterschied ausmacht, ist die gesteigerte Routine, der noch mehr knallende Drive, na, und eben die neuen Songs. Als ich mein Tonbandgerät schliesslich zum Interview eingeschaltet hatte, meinte Alan Lancaster: „Eigentlich sind alle Interviews gleich. Man redet und redet, aber schliesslich geht es doch um Musik. Du hast unser neues Album letzt gehört, und das Wichtigste ist doch, dass Du euren Lesern deinen Eindruck davon mitteilst.“ So ganz war ich natürlich damit nicht einverstanden, denn es wäre doch verdammt langweilig, wenn Musikzeitschritten nichts als trockene Nachrichtenmagazine in Sachen Popmusik darstellten. „Richtig,“ fiel mir da Drummer John Coughlan ins Wort. „ich steh‘ zwar nicht auf Gags und dergleichen, schliesslich bin ich Musiker, aber bevor die Zeitungen Langeweile verbreiten, laute ich lieber nackt über den Piccadilly Circus .“