Steinwolke


„Katherine“ machte es möglich: Das leichte Hit-Mädchen schlug einen Goldregen aus der Steinwolke. Es brauchte wohl auch die magische Berührung eines holden Wesens (in Gestalt ihres Managers), um den eher trägen Schwaben-Fünfer ins Rennen um Chart-Erfolge zu schicken.

Denn die seit 1977 in unveränderter Besetzung musizierenden Haas-Brüder Konrad, Clemens und Andreas (plus Dominico Diaz und UM Schmid) spielten bislang im Konzert der deutschen Rockmusiker eine eher untergeordnete Rolle. Ihre Erfolge verbuchten sie auf dem Live-Kurs durch Clubs, Volksbildungsheime und Uni-Aulen. Ihr Publikum rekrutierte sich aus der Latzhosen-Front der alternativen Studenten und Wohngemeinschaften.

Dementsprechend zahm klang Ihre auf drei Indie-LPs (STEINWOLKE, LIONSWEET, STEINWOLKE LIVE) komprimierte Musik. Dort wurde aus „Rock, Reggae, Folk, Jazz, Urwald, Blues, Zirkus, englisch, deutsch, lyrisch, fetzig, experimentell, Gesang, Rhythmik“ein ungewöhnliches Extrakt gebraut. Kritiker und Publikum ergingen sich in Lobeshymnen, doch Stein wölke wollte rauf auf den bundesdeutschen Rock-Olymp.

Geführt durch Manager Schmidt und geleitet durch Produzent und Technibus Udo Arndt, (Splirf, Nena, Waggershausen) wurde aus dem ambitionierten Quintett ein erstaunlich stromlinienförmiger Hit-Lieferant. Unter Verzicht auf gewagte Stil-Loopings und exotisches Instrumentarium, zu dem man früher gerne gegriffen hatte, modellierte man „Katherine“ zum gut verdaulichen Radio-Futter.

Während die Müsli-Männer Verrat witterten und der musikalischen Schlankheitskur mißbilligend zusahen, besteht der Haas-Clan darauf, daß ihr entschlackter Pop Ergebnis einer organischen Entwicklung ist.

Klar, von Kritikerlob allein wird niemand satt, nicht einmal ein Künstler. Das Übel ist nur, daß Hitparaden-Plazierungen hierzulande fast immer Hand in Hand gehen mit dem Verlust musikalischer Konturen. Bleibt abzuwarten, wie Steinwolke an dieser Klippe vorbeisegelt …