Steinzeitalter


Wer ihn Opa nennt, muß ein blaues Auge einkalkulieren. Auch am Vor- abend seines 50. Geburtstags will sich Mick Jagger nicht mit dem Ge- danken abfinden, zum alten Rock 'n' Roll-Eisen zu gehören. Anläßlich von Jaggers dunkler Stunde 50 Facts, Meinungen und Zitate über den Mann, der nicht alt werden wollte.

Seif Prince Rupert Loewenstein als Jaggers Investment-Berater fungiert, hat sich das finanzielle Chaos, das Stones-Manager Allen Klein zurückließ, in ein schmuckes Schafzkästlein verwandelt. Jaggers Vermögen wird heute auf 90 Millionen Pfund geschätzt.

Zu Jaggers Immobilien-Perlen zählen inzwischen: ein Loire-Schloß aus dem 17. Jahrhundert (5 Mio. DM), ein »Brownstone‘-Haus in New York (6,2 Mio. DM), ein Haus in Rlchmond/Surrey (5,8 Mio. DM) und die Urlaubsvilla »Stargrove* auf Mustique (5 Mio. DM).

Die Villa auf Mustique können auch Normalsterbliche mieten. In seiner Abwesenheit kann man sich für 12.350 DM pro Woche auf Micks Sofa lümmeln. (Info bei Landmark 0221/4302828) »Dummerweise hat sich auch kein Manager drum gekümmert, obwohl sie zugesagt hatten, Steuersachen zu erledigen. Nach acht Jahren wurde mir klar, daß niemand Steuern gezahlt hatte und ich ein Vermögen nachzahlen sollte. Ich dachte: ,Leck mich!, dann muß Ich halt das Land verlassen.“

Eine zwei Meter hohe Mauer und obendrauf ein Meter Stacheldraht — seine Ruhe läßt sich Mick was kosten. Allerdings muß er die Befestigungen an seinem Landhaus wieder abreißen: Denkmalschutz!

»Ich schere mich einen Dreck um die Gärtnerei. Und um Wein? Es gibt roten und weißen, und ich glaube, es gibt auch rosafarbenen. Sie schmecken alle gut, und sie machen einen alle betrunken.‘ (Auf die Frage eines Journalisten, der mehr über Jaggers Landgraf-Lebensstil wissen wollte. Das Interview wurde an dieser Stelle abgebrochen.) Nochmal Landleben- Jagger liebt gepflegte Picknicke im Grünen. Und aristokratische Kostümfeste, Cricket und Ballonfahrten. Und nicht zu vergessen Scrabble. Zu seinen adligen Freunden zählen Lord Lichfield, Princess Margaret, der Marquess von Worcester (der mit der Soße!), die Tennants, Somersets und die Rothschilds. Guinness Clans-Mitglied Paul Channon ist Pate von Tochter Georgia.

»An Wochenenden besucht er gerne mit einem Baedecker in der Hand Kirchen in der Nachbarschaft, plaudert über kürzlich erschienene Biographien und darüber, ob man Rosen über die Gartenmauer wachsen lassen sollte.“ (Zitat aus »Queens“, einer britischen Gesellschafts-Illustrierten) „Mick ist aufregend — und strömt doch eine ungeheure Ruhe aus. Unsere schönsten Rendezvous fanden in seinem Garten statt.“ (Ex-Freundin Patti D’Arbanville) Micks Mutter Eva wurde in Australien geboren, war Frisöse und später Avon-Beraterin. Sein Vater Basil Joseph war Sportlehrer. Bruder Chris hat im Gegensatz zu Mick sogar einen anständigen Beruf: Er ist heute freier Journalist.

Schüler Jagger ist gut in Englisch und Geschichte, miserabel in Französisch und im Sport auch keine Kanone. Er will zunächst Journalist werden, verläßt aber die London School Of Economics, um nur noch Musik zu machen.

Modi Jagger über Mick: „Am liebsten hat er Tarzan gespielt und sich im Baum versteckt, stundenlang. Ich hab immer Angst gehabt, er würde runterfallen. Es war eine fürchterliche Zeit.“

Mom Jagger über die Stones: „Ich hab mir schlimme Sorgen gemacht, als das mit den Stones anfing. Meistens haben sie hier bei uns geprobt. Es war eine fürchterliche Zeit.“

.Niemand glaubt mir, daß ich nur des Geldes wegen zur Musik kam. Ich schaute mich um, und dies war der einzige Weg, zu viel Geld zu kommen. Es ist kein Witz — es ist mein Geschäft.“ (Jagger 1974) „Ich habe noch niemals solche Lippen gesehen — er könnte Tuba spielen, und zwar von beiden Seiten!“ (Joan Rivers, amerikanische Talkshow-Gastgeberin) .Er braucht keine Miene zu verziehen, um etwas auszudrükken. Seine großen Lippen sagen alles. Sein riesiger Mund und seine riesigen Augen spiegeln sein ganzes Innenleben wider.“ (Jerry Hall) „Wie konnte es dazu kommen, daß dieses pickelige Stück Dreck ein Held der Jugend werden konnte? Unsere Kinder zahlen zehn Dollar, um diesen Ausländer, diesen blassen Engländer zu sehen. Und was sehen sie? Sie werden bis zum Exzeß mit Schmutz und Obszönitäten bombardiert!“ (Steve Dunleavy im „National Star“ 1972) .Mick Jaggers Anblick verursachte den ersten feuchten Fleck in meinem jungfräulichen Höschen.“ (Patti Smith) „Damen-Slips muß man verkehrt rum tragen, denn sie sind hinten größer als vorne.“ (Jagger) .Jagger hat vermutlich schon hundert Groupies gehabt, bevor ich auch nur eines hatte.“ (Pete Townshend) „Ich glaube, Mick würden aus allen Wolken fallen, wenn ihm klar würde, für wieviele Frauen er kein Sexsymbol ist.“ (Angie Bowie) .Er hat eine Vision von dem, was oder wer er zu sein hat, und die stimmt leider überhaupt nicht mit dem überein, was er ist. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu schauspielern.“ (Richards)

„Keith soll mich mit diesem Peter Pan Scheiß in Ruhe lassen!“

(Jagger) »Wir sind schon ein seltsames Paar. Wir können uns prügeln — aber für eine Scheidung ist es nach 25 Jahren Ehe zu spät.“ (Richards 1989) „Als ich ihn zum erstenmal traf, wußte ich gleich, daß Mick in Keith verliebt war. Und er ist es noch immer.“ (Anita Pallenberg) »Ich sagte: ,Okoy hier bin ich wieder, um die Last von deinen Schultern zu nehmen. Mick betrachtete das als einen Angriff auf seine Macht. Er hatte sich daran gewöhnt, das Zepter in der Hand zu halten.“ (Keith Richards nach der Rückkehr aus dem Drogen-Loch) „99 Prozent aller Männer in der westlichen Welt würden alles dafür geben, Mick Jagger zu sein. Nur er ist unglücklich damit. Mir will das nicht in den Kopf!“ (Keith Richards) »Komm, wir schauen Mick beim Schminken zu — das ist immer wieder lustig!“ (Ron Wood) „Soll ich ihn etwa mit einem Revolver von der Bühne treiben? Ich würde es tun, aber es geht nicht — ich brauche beide Hände zum Gitarrespielen!“ (Richards) Mit John Lennon teilte er sich den Guru (Mahareshi Mahesch Yogi), doch auf den gemeinsamen Psychiater wollte Jagger dann doch verzichten. Das Angebot des Urschrei-Therapisten Arthur Janov, auch mit Ihm eine Session zu machen, lehnte Jagger dankend ab.

„Es macht mir keinen Spaß, Ehemann zu sein. Ich bin immer noch gegen die Kleinfamilie. Sie funktioniert nicht mehr. Sie ist überholt.“(Jagger) »Ich habe in sieben Jahren Tourneepause drei LPs, zwei Kinder und ein paar andere Sachen gemacht. Ich arbeite wirklich ziemlich viel.“ (Jagger) Bei der Scheidung von Bianca (1980) kommt Jagger mit einem blauen Auge davon. Sie wollte in Kalifornien vor Gericht, er in London. Jagger gewann und mußte nach britischem Scheidungsrecht weniger als eine Million (statt 5 in LA) abdrücken.

Am gleichen Tag, an dem Bianca die Scheidung einreichte, sperrte Mick ihre sämtlichen Kreditkarten. Und schaffte alle kostbaren Möbel aus ihrem gemeinsamen Haus in London — eigenhändig.

Zur Hochzeit auf Bali schenkte Jagger seiner Jerry jenes Halsband, das schon Napoleon seiner Josephine um den Hals gelegt hat. Wert: schlappe zwei Millionen Mark. Noch ein Trostpflästerchen: Nachdem man Jerry 1987 wegen Koks-Schmuggels kurzzeitig eingebuchtet hatte, tröstete Mick sie später mit einem rubin-besetzten Nachtgewand.

Papa dürfen insgesamt fünf Kinder zu Mick sagen: Karis (25) stammt aus der Verbindung mit Marsha Hunt, Jade (22) aus der mit Bianca. Mit Jerry Hall hat Mick die Kinder Elizabeth Scarlett (9), James (7) und Georgie May Ayeesha (15 Monate). Opa darf nur Jades Tochter Fiona zu Mick sagen. Alle anderen bekommen eins auf die Schnauze.

„Nach einer Tournee empfange ich ihn Zuhause in schwarzen Strapsen und in Dessous, die es in sich haben.* (Jerry Hall) Jagger über Rock’n’Roll-Ehe-Frauen 1: „Ich hasse sie. Frauen sollten einen Beruf haben. Jerry hat einen und verdient Geld — das ist einer der Gründe, weshalb ich sie mag.“

Jagger über Rock’n’Roll-Ehefrauen 2: „Es gibt keinen Grund, Frauen mit auf Tournee zu nehmen — es sei denn, sie haben was zu tun. Der andere Grund ist das Vögeln. Sonst langweilen sie sich, sitzen herum und maulen.* Mick und das Alter: „Ich fühle mich sehr erwachsen, fühle mich schon lange erwachsen. Man hat gewisse Umstellungsschwierigkeiten, aber ich glaube, ich habe das geschafft.“ (1987) Was soll ich mit einem 50ährigen Fossil? Ich habe einen wunderbaren Freund — der ist 281* (Model Carla Bruni zu Gerüchten, sie sei Micks Neue) „Wenn ich 33 bin, höre ich auf. Ich will nicht mein Leben lang Rock’n’Roll-Sänger bleiben. Ich würde es nicht aushalten, so wie Elvis in Las Vegas vor Hausfrauen und alten Damen zu singen.“ (1973) „Mick und die Jungs sollen sich nicht mehr so viel in der Welt herumtreiben — sie sind schließlich nicht mehr die Jüngsten.* (Jerry Hall) „Mick war so außer sich, daß wir die Bedienung beruhigen mußten, weil sie dachte, er nippelt jeden Moment ab. Er hatte den Kopf zurückgeworfen und sang laut zu sich selbst. Die obere Hälfte seines Körpers wackelte wie Gelee, die untere klopfte 300 Takteinheiten pro Minute.“ (Andy Warhol in seinem Tagebuch-Eintrag vom 28. Juni 1977) .Mick verausgabt sich völlig. Aber es kommt wie ein Boomerang zurück. Aber er weiß jetzt auch, daß er langsam seine Energie einteilen muß.* (Jerry Hall) „Es hatte nichts damit zu tun, daß ich mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern konnte. Ich hatte bloß keine Lust, in meine Vergangenheit einzutauchen.“ (Mick zu seinem vergeblichen Versuch, eine Autobiographie zu schreiben) „Krudes, zusammenhangloses Zeug.“ (Jaggers Verlag zu seiner geplanten Autobiographie. Den Vorschuß von angeblich 3 Mio. Dollar zahlte Jagger zurück.) Zusammen mit dem britischen Kultusminister rief Jagger im , Juni 1992 den .National Music Day* ins Leben. Ziel des Spektakels: .Jede bekannte Form von Lärm in Pubs, Parks und Gefängnissen*. Gehört hat man nix mehr davon.

„Vanity Fair“, die erfolgreichste Hochglanz-Gazette in den USA, machte ihre Verkaufszahlen des Jahres ’92 publik. Das Cover mit Mick Jagger war mit Abstand das Schlechtverkaufteste, Gewinnerin war die nackte und hochschwangere Demi Moore.

Zu Beginn des Golfkrieges verbannte die BBC 67 „wehrkraftzersetzende* Pop-Songs aus ihren Programmen — darunter auch das soeben erschienene .High Wire* der Stones, das die Rüstungsexporte der Industriestaaten für die Kriege verantwortlich machte. Ein konservativer Politiker, hat Jagger dazu später bemerkt, habe ihm damals nahegelegt, doch einfach nur die deutschen Waffen-Exporte aufs Korn zu nehmen.

„Bill Clinton vereidigt — zum erstenmal ist ein Präsident der Vereinigten Staaten jünger als Mick Jagger!“ (Schlagzeile der „New York Times )