Stevie Wonder


New York, Radio City Music Hall

Eigentlich konnten die Veranstalter nicht meckern: Nur drei Stunden dauerte es, bis die 12.000 Tickets für zwei Abende in der New Yorker ‚Radio City Music Hall‘ allesamt verkauft waren. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß Stevie Wonder, der Grund des Publikumsansturms, seit einem vollen Jahrzehnt keinen einzigen Hit mehr produziert hat – und Amerika vergißt schnell. Dennoch: der ganz große Reibach dürfte trotz zweifach ausverkaufter Halle ausgeblieben sein. Immerhin standen zusammen mit Wonder fast 40 Musiker auf der Bühne. Neben einem kompletten Streichorchester auch hochbezahlte Veteranen wie Nathan Watts (Bass), Gerry Brown (Drums) und Rick Zunigar (Gitarre). Da war es gut zu wissen, daß der Kreditkarten-Gigant American Express bei der als ‚Charge Against Hunger‘ deklarierten Wohltätigkeitsveranstaltung als Sponsor auftrat.

Wie dem auch sei: Was aufgrund des Aufwands im musikalischen Bombast hätte ersticken können, wurde zu einem glanzvollen Comeback des einflußreichen Komponisten und Musikers Stevie Wonder. Das Genie mit der dunklen Brille begeisterte sein Publikum zweieinhalb Stunden lang mit hell schimmernden Perlen der Popmusik. Ob ‚Superstition‘, ‚Master Blaster‘ oder ‚Sir Duke‘: die Kraft dieser Evergreens ist bis heute ungebrochen. Die für ihn äußerst mageren 80er Jahre klammerte Wonder in seinem homogenen, mit vielen Spannungskurven versehenen Set fast völlig aus. Um so erstaunlicher, daß sich drei Songs aus dem neuen Album des Altmeister (‚Conversation Peace‘) nahtlos in das New Yorker Programm einfügten. Neben ‚Take The Time Out‘ und ‚For Your Love‘ setzte vor allem der zwischen Jazz und Funk angesiedelte Song ‚Sensous Whisper‘ ein Glanzlicht. Davon soll es demnächst in Europa Dutzende geben. Denn für den Sommer plant Stevie Konzerte in der Alten Welt.

Den US-Titel der Show möchte man beibehalten: Natural Wonder. Treffender geht’s kaum.