Stringtanga, Jeans und U2


Mit einem atemberaubenden Stilmix widersetzen sich Forward Russia! jeder Einordnung. Und sind gerade deshalb cool.

Zu früh zum Interviewtermin in einen Club zu kommen, kann ein großer Vorteil sein: Manchmal sieht man Künstler vor, während und nach dem Soundcheck fürs abendliche Konzert. Also quasi in ihrem natürlichen Band-Element. Bei j Forward Russia! sieht dies dann so aus, dass Sänger Tom Woodhead klassische Tonleitern zum Warmsingen intoniert, der kräftige Gitarrist Whiskas sich genüsslich einen Schokoriegel in den Mund schiebt, während seine aufgekratzte Schwester Katie über die schwere Last des Schlagzeugs klagt. Einzig Bassist Rob scheint die Ruhe selbst zu sein. Eine bunt zusammengewürfelte, lustige und äußerst nette Truppe. Nicht unbedingt die Menschen, die man hinter dem hysterisch-zackigen -vereinfachtgesagt- Hardcore-Noise-Pop des Debütalbums GIVE ME A wall erwartet hätte. Wobei die Beschäftigung mit der kuriosen Bandmitglieder-Geschichte schon Hinweise geliefert hatte. Da ist z.B. die Story über Tom, der einmal an den nationalen englischen Luftgitarren-Meisterschaften teilgenommen hat. „Das ist wahr“, bestätigter, „Ich war dort zusammen mit einem Freund, stand auf der Bühne, nurmit einem String-Tanga bekleidet. Eine sehr schmerzhafte Erfahrung, meine Eier schmerzten zumindest danach noch wochenlang.“

Whiskas hingegen war erfolgreicher Betreiber des kleinen Clubs „The Vine“ in ihrer Heimatstadt Leeds, und dort fanden jForward Russia! dann auch zueinander: „Whiskas buchte unsere Bandmehrmals, wir kannten ihn gut“, sagt Rob, „undTom und ich fühlten uns in unserer alten Band irgendwie eingeengt, wir wollten unbedingt verschiedene Genres erkunden.“ Der nun produzierte Stil- und Genremix ruft wilde Assoziationen hervor, die Vergleiche mit anderen Bands gehen – zumindest, was die im Musikexpress genannten AtThe Drive-ln, Devo, Pop Group, Bloc Party, Mr.

Bungle und die frühen U2 angeht- für Tom auch völlig in Ordnung: „Das zeigt ja nur, dass unsere Musikschwer einzuordnen ist. Und alle Bands, die du aufgezählt hast, sind auf jeden Fall sehr wichtig und gut, sogar diefrühen Vz. Wobei die natürlich nicht an diespäteren L/2 heranreichen.“

Schallendes Lachen. Überhaupt scheint die Band nur von einer Sache genervt zu sein, der Einordnung in die große Schar von Modetrends setzenden Hochglanzrockern: „In Großbritannien glauben viele, dass wir auch eine dieser Fashion-Bands sind“, ereifert sich Rob. „Wasfürein Quatsch! Ich meine, schau uns doch an!“ Chucks, Jeans und Secondhand-T-Shirts sind zu sehen. Und eine bunte Truppe, zu clever für jeden Vergleich.

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