Tears For Fears


Ein krasserer Gegensatz läßt sich kaum denken: Draußen vor der Tür patroullieren uniformierte Soldaten in kugelsicheren Westen – drinnen im Saal singen idealistische Neo-Hippies das Hohelied der Liebe. Für den Auftakt ihre Mammuttournee hatten sich Tears For Fears ausgerechnet das krisengeschüttelte Irland ausgesucht. So glichen auch die Sicherheitsvorkehrungen fürs Konzert den Kontrollen auf internationalen Flughäfen unmittelbar nach einem Sprengstoffattentat – wer live beim farbenfrohen Happening dabei sein wollte, wurde gründlich gefilzt. Und auch in der Halle rummelten sich unauffällig, aber allgegenwärtig die uniformierten Repräsentanten der britischen Staatsmacht.

Curt Smith, zusammen mit Roland Orzabal die kreative Kraft von Tears For Fears. läßt sich von solchen häßlichen Begleiterscheinungen nicht seine Ideale trüben: „Die Liebe kann der Schlüssel zur Lösung der schwierigsten Probleme sein“, sagte der jungenhafte Popstar noch Stunden vor dem Konzert in Belfast. Abends in der King“s Hall reiten Smith und Orzabal dann zum Glück nicht penetrant auf ihrem Lieblingsthema herum, sondern beschränken sich auf ein paar knappe Ansagen.

Mehr braucht’s auch nicht. Denn ihre Musik ist gleichzeitig auch die Message: Love is the key. Vier Jahre nach dem Millionenseller SONGS FROM THE BIG CHAIR legen sie das Hauptgewicht der Show eindeutig auf die Lieder des aktuellen Albums THE SEEDS OF LOVE. Und diese Saat geht prächtig auf: Schon nach den ersten Tönen umbrandet die Musiker frenetischer Jubel.

Und das Publikum durfte derben Musikerschweiß schnuppern: Um den Sound des Albums möglichst originalgetreu rüberzubringen, hatten Smith und Orzabal für die Bühnenshow eine regelrechte Bigband zusammengestellt. Acht Musiker (unter ihnen die atemberaubende Gospel-Lady und Pianistin Oleta Adams) und zwei Chorsängerinnen verwöhnten die Konzertbesucher mit einem Live-Sound allererster Güteklasse. Eine Lightshow aus neuen Flower-Power-Trieben und postpsychedelischen Elementen setzte die aufwendige Zeltdach-Bühne immer wieder effektvoll in Szene und verschaffte den Besuchern die Illusion von Wärme in der Beton-Architektur der King’s Hall. Bei der Zugabe allerdings war’s den Leuten sogar warm ums Herz geworden, wenn in der Halle grelles Neonlicht gebrannt hätte: Denn gegen Ende ihrer Konzerte lassen Tears For Fears die Beatles hochleben. Und was paßt besser zur neuen Hippie-Herrlichkeit von Curt Smith und Roland Orzabal als „All You Need Is Love“?