Terry Lee Hale


Als „Musiker von Geburt" hielt sich der Singer/Songwriter Terry Lee Hale lange mit zahlreichen Nebenjobs über Wasser

In seinem bewegten Leben ist Terry Lee Hale schon so manches gewesen: Zimmermann, Erntearbeiter, Barkeeper und Booking Agent. Doch eigentlich ist er „Musiker von Geburt“. Genauer gesagt: ein inspirierter Gitarrist und Songwriter melancholischer Stimmungsbilder. Seit Jahren jedoch geht es ihm wie dem Prophet im eigenen Land. In Amerika mußte er seine Arbeit als Musiker mit zahlreichen Nebenjobs finanzieren. Bei uns jedoch ist der Gitarrist seit vier Alben und zahlreichen Tourneen ein gern gesehener Gast. „Manchmal kann ich nicht verstehen, wie diese Newcomerbands aus Seattle so schnell an lukrative Plattenverträge kommen. Das meiste klingt einfach nachgemacht“, erzählt Terry Lee Hale mit einem Schuß Verbitterung als wir den Pioneer Square entlangschlendern. Auf Seattles Touristenmeile fürs abendliche Thekenvergnügen hat der Songwriter jahrelang kleine Brötchen als Booking Agent gebacken, nachdem er 1984 mit seiner Familie von L.A. nach Seattle übersiedelte. Mit dem Rummel um Nirvana und den Rest von Grunge-City hat Terry Lee Hale musikalisch nichts zu tun. Seit seiner Jugend hat er sich von so unterschiedlichen Musikern wie Hank Williams, Bob Dylan, Dean Martin, AI Jarreau und Django Reinhardt beeinflussen lassen. „Jeden Freitag und Samstag genehmigte sich mein Vater abends ein paar Biere. Dann schaltete er das Radio ein, zog sich einen Stuhl heran und spielte darauf mit seinen Drum-Besen den Schlagzeuger für Hank Williams“, erinnert sich Terry Lee Hale. Da sein Vater als Air Force Pilot mit seiner Familie ständig umziehen mußte, gewöhnte sich auch Terry Lee ans Vagabundenleben. In Chicago lernte der Wanderer in Sachen Musik den Blues, in Boston die Folkmusik kennen, in Denver faszinierte ihn der Punk. Doch von seiner Musik konnte er dort nicht leben. Erst in Seattle hat er sich nach vielen Jahren eine solidere Basis erarbeitet. Sein erstes Album ‚Oh What A World‘ wurde von Walkabout Chris Eckmann produziert. Drei Alben später hat er mit ‚Leaving West‘ die Garagen-Rock-Zeiten hinter sich gelassen. „Wahrscheinlich liegt es daran, daß ich einen zweiten Wohnsitz in der Bretagne habe. Europa hat mich sehr beeinflußt.“ Deshalb klingen seine mit Mariachi und Mandoline ebenso folky wie melodiös angelegten Songs auch so schön nach alter Welt.