The Coral: Sechs nostalgische Rotzbengel werden Englands neue Hoffnungsträger.


Hype [haip], der; -s, -s -engl.> (aggressive Werbung; Betrug). Soweit der Duden. Hinzuzufügen wäre noch: (Volkssport britischer Musikjournalie; lästig]. Jüngstes Opfer der Hype-Jagd also sind The Coral: Sechs pubertätsblasse Knaben, die auf dem Cover des NME aussehen, als hätten sie gerade im Schullandheim zum ersten Mal mit Drogen rumgemacht. Ihre Hausaufgaben aber sind tiptop: Brüder in der Band, Debütalbum Platz 5 der UK-Charts, live eine Wucht und fürs Understatement kriegt der 21-jährige Sänger James Skelly ein Fleißbildchen: „Unser Debüt ist besser als das erste Album von The Who oder der Small Faces!“ Problem ist, dass der Kerl vermutlich Recht hat. Was das Sextett aus der Nähe von Liverpool auf „The Coral“ zu Gehör bringt, hat wenig vom faden Pathos aktueller Brit-Hoffnungen. Das ist funky Grabschänden auf den Pop-Friedhöfen der sechziger Jahre. The Coral haben keine Angst vorm toten Mann, auch nicht vor Ska und Punk. Zum Kindergeburtstag kommen: Die Pogues und die Doors, Syd Barrett im Piratenkostüm sowie ein Liliputaner-Orchester aus Osteuropa. Zappa schickt Kuchen aus Jamaica. Sie halten die Uhran und spielen Reise nach Swingin‘ London. The Coral gewinnen und strecken der Beta Band und Gomez die Zunge raus: „Ätsch, wirsind geiler!“ Kinder, geht das auch ein bißchen vernünftiger? – Nö. Gut so. Weitermachen.

The Coral – The Coral (SMIS/Sony Music]