The Datsuns: Tödliches Gerocke: Vier Neuseeländer nehmen keine Gefangenen


„Live“, sagt Dolf de Datsun backstage im Berliner Knaack-Club, „das ist überhaupt der Clou dabei.“ Er klatscht zum Gruß mit der Hand auf den Tisch, steht auf, hämmert an die Garderobe und rennt auf die Bühne. Hastig folgen die Gitarristen Phil und Christian sowie Drummer Matt – die sich mit Nachnamen alle Datsun nennen. Was natürlich ein wenig bescheuert ist, wie überhaupt einiges an dieser in England heilig gesprochenen Combo reichlich befremdlich scheint: Die vier dürren Jungs aus Cambridge, Neuseeland, tragen lange Malten, zerrissene, enge Levi’s und prügeln sich derart ungeniert durch schnellen, schweren Cliché-Rock, dass einem angst und bange werden kann. Auf der Bühne regiert der Wahnsinn: Egomanes Windmühlen-Gewirbel, epische Poser-Soli – zuerst auf den Knien, dann auf den Schultern. Zwischen den Titeln vorsichtiger Applaus, der schnell verstummt. Verwirrte Zuschauer beraten sich leise, manch einer steht einfach nur mit offenem Mund da. Darf man so was gut finden? Es ist freilich vermessen, wie selbstverständlich The Datsuns einen Sound wieder beleben. der in dieser reinen Form ganz fürchterlich passe war: Deep Purple, Led Zeppelin, gar Nazareth in ihren besten Tagen. „Es ist schrecklich still hier“, sagt Dolf erstaunt. „Aber das muss ja nicht heißen, dass wir es auch sind… Won-tu-free-for-Yeeaah! Like a motherfucker from HEELL!“ Langsam erwacht Berlin aus seiner Erstarrung. The Return ofthe Gitarrensolo? Warum eigentlich nicht? Hie und da ein Lächeln. „Wir sind in Neuseeland nicht mehr weitergekommen“, erzählt Dolf später frustriert. „Nach jedem Auftritt wurden wir gefragt, ob wir das ironisch meinen. „Erst auf Tour mit den White Stripes in Australien fühlten sich die Retro-Rocker verstanden. Sieben Jahre nach ihrer Gründung scheint nun die Zeit für The Datsuns reif zu sein: Mit Veröffentlichung des Debüts spricht sich langsam, ganz langsam herum, dass Rock’n’Roll einmal das Größte war.

The Datsuns – The Datsuns (V2)