Ein riesiges Universum


Beim Reden schließt er gern die Augen hinter der Buddy-Holly-Brille und legt die Finger aneinander. Auf dem Tisch vor Tobias Kuhn steht ein Kännchen Tee. Der Miles-Gründer hat mit THE BRILLIANT MASSES das zweite Album seines Soloprojektes Monta fertiggestellt, wie schon beim Debüt zusammen mit dem Produzenter Herwig Zamernik. „Ich glaube, dass man mit einem Funken mehr Detailversessenheit und Analyse an eine zweite Platte herangeht“, sagt er. Die Kontrollinstanz des Produzenten braucht Kuhn, um die vermeintlich unendliche künstlerische Freiheit zu beschneiden: „Wenn ich alleine weitermache, verliere ich mich manchmal. Dann ist da dieses riesige Universum an Sachen, die man machen könnte. Ich wollte die Platte aber auf keinen Fall überladen. Die verspielten Melodien der ersten habe ich diesmal weggelassen und erst mal versucht, eine Atmosphäre zu schaffen.“ Kuhn führt gerne Regie, aber er weiß, wann er Kompetenzen abgeben muss. .Das Artwork schuf, wie das des Vorgängers, der Slut-Keyboarder und bildende Künstler Rene Arbeithuber: ein abstrakt-minimaiistisches Gemälde; wichtig war der Blick eines Freundes auf das Projekt Monta, der zu eigenen Assoziationen führt. Bildende Kunst – das weckt in Tobias Kindheitserinnerungen: „Immer wenn wir im Urlaub waren, sind wir in alle Museen gegangen.“ Der Vater, ein Sinologieprofessor, ist auch verantwortlich für Tobias‘ Lebensstationen, die ihn von den ersten Jahren in China nach Cambridge führten. Die Erfahrungen mit Miles haben ihn zum überzeugten Solokünstler gemacht: „In einer Band gehen oft Ideen verloren, weil viele mitreden.“ Gründe für die Trennung gab es viele. „Man hat ganz lange zusammen Musik gemacht, und irgendwann stellt sich so eine Routine ein. Die Routine war gekoppelt mit einer gewissen Erfolglosigkeit“, gibt er zu. 1998 brachte die Würzburger Band ihr zweites Album bei V2 heraus. Und natürlich, sagt Tobias, hätten sie den Plattenvertrag damals als „tolle Chance“ begriffen. Heute misstraut er den Versprechungen des schnellen Erfolgs:

„Wenn eine junge Band bei einer großen Firma einen Vertrag bekommt, bin ich erst mal skeptisch.“ „Berühmtsein auf Kredit“ nennt er das Spiel der Majors, die Popstars züchten wollen, wie man Schlachthühner mästet: „In diese Falle sind wir auch richtig reingetreten.“ Er selber würde sich nie mehr in diese Art von Abhängigkeit begeben, fühlt sich wohl in der intimeren Zusammenarbeit mit Klein Records. Jugendliche Rockstar-Träume sind bescheidener Abgeklärtheit gewichen. Vor sechs Jahren lud ihn Phillip Boa zur Aufnahme seines Albums THE RED nach Malta. Der Kontakt war über Olaf Opal, seinerzeit auch Miles-Produzent, zustande gekommen. Mit einem leisen Lächeln erzählt Kuhn von der unspektakulären Normalität, mit dem Mann zu arbeiten, dessen Fan er mit 15 war.>» www.monta.org