The Long Blondes Köln,Gebäude 9


Wo sind sie nur, die aufgedrehten jungen Hühnchen, wenn sie mal gebraucht werden? Nach allem, was man über die Long Blondes zu wissen glaubte, müsste es bei ihren Konzerten nur so vor minderjährigen Retro-Divchen wimmeln. Doch es sind mehrheitlich wieder die üblichen gut durchgelebten Armeverschränker, die sich im Gebäude 9 eingefunden haben, um das Wunder aus Britannien zu bestaunen. Um viertel vor zehn entert das musizierende Retroklamottenfachverkäuferteam aus Sheffield die Bühne – und braucht tatsächlich erst mal eine Weile, um Schwung in den solide gefüllten Laden zu kriegen. An der wirklich einigermaßen umwerfenden Sängerin Kate Jackson, die von „toll singen“ über „großartig posieren“ bis „sehr charmant sein“ tatsächlich alles drauf hat, kann es nicht liegen. Von der ersten Sekunde an strahlt sie breit ins Publikum, schiebt kokett die Hand in die Hüften und hüpft umher, als gab’s kein Morgen. Im einen Moment lacht sie einen Songeinsatz zu Bruch, im nächsten ist sie wieder exakt so geheimnisvoll, wie es ihr die Britpresse hinterherschreibt. Es ist vielleicht nur das kleine bisschen“.Mehr“, das den durchaus wohlgesonnenen Armeverschränkern zunächst fehlt. Da oben steht eine tolle zeitgemäße Popband mit einer Ausnahmefrontfrau – aber deshalb war man ja ohnehin da, wann kommt die Überraschung? Die kommt nicht, denn mehr als Großartigsein können auch die Long Blondes nicht.

Richtig ins Kippen kommt der Abend erst bei „Giddy Stratospheres“, das die mondäne, zickige Funkyness der Band auf die Spitze treibt: als würde Dusty Springfield eine Gitarren-Version von Human League anführen. Danach sind Jackson, Gitarrist Dorian Cox und der begnadete Ausnahmeschlagzeuger Screech in Fahrt; nur Bassistin Reenie und Gitarristin Emma sehen aus, als konkurrierten sie um den angeödetsten Gesichtsausdruck, aber so wollen sie es ja auch. Jetzt wimmelt es plötzlich nur so vor lauter jungen Pop-Hühnern, so scheint’s, und auch der rüstige Rest kommt ins Wippen. Beim furiosen „Once And Never Again gibt’s dann schließlich kein Halten mehr. „Neunzehn, du bist nur neunzehn for God’s sake“ deutschenglischt Kate Jackson. Die aufgedrehten Hühnchen strahlen. Sie haben die Zukunft gesehen. >>>www.thelongblondes.co.uk