The Zutons Köln. Gebäude 9


Die Nachwuchs-Käuze vom Merseyufer stecken ihre jungen Nasen tief in alte Sounds.

Mit dem englischen Gesundheitssystem ist es auch nicht besser bestellt als mit dem deutschen, was Dick McCabe, Sänger und Gitarrist der Liverpooler Zutons, nicht davon abhält, bei „Nightmare Part II“ eine Maultrommel zu spielen. Heftig, intensiv, groovend und ohne Rücksicht auf das eigene Gebiss. Zahnersatz und Eigenanteil und Zuzahlung sind ganz offensichtlich keine Begrifflichkeiten, die für die Zutons eine Rolle spielen. Was in lausigen Zeiten doch mal eine gute Nachricht ist – und damit auch zum Rest des Abends passt. Tief stecken die sechs Mitt-20er ihre Nasen in Sounds, die in den 60er, 70er und 80er Jahren passierten, überspringen lässig die 90er und spielen die Lieder ihres Debütalbums who killed the zutons? live immer so, dass auf der Basis schunkelseliger Folk-Grundmuster immer neue, hübsch knifflige Rhythmen und wohlarrangierte Melodien entstehen: Wenn man nur tief genug wühlt, findet sich so allerlei in der Seemannslieder-Kiste. In ihren poppigen Momenten erinnern die Zutons dabei an die weithin und zu Unrecht unterschätzten La’s, in Richtung Folkrock schimmern zart Love durch, und „You Will, You Won’t“ klingt gar nach Captain Beefheart. Schnöden Zitatpop machen die Zutons trotzdem nicht; da sind das von Abi Harding mitunter arg zappelig und hypernervös gespielte Saxophon und die rauschhafte Geschwindigkeit vor, mit der die Band zum Beispiel bei „Long Time Coming“ unterwegs ist: Geschöpft wird aus einem großen Topf, geköchelt aber ein eigenes Süppchen. Und so haben dann an diesem Junitag nicht nur die Engländer die Schweiz besiegt, sondern auch die Zutons gewonnen: Sympathien, Vertrauen, Zuneigung. Gesamtsieger ist allerdings das Gebiss von Dick McCabe; es trotzte der stählernen Maultrommel. Erfolgreich.