These New Puritans im Bang Bang Club, Berlin


Es dürfte schon gerne Blut fließen. Oder Tränen, wenigstens Tränen. Zumindest schwitzen die drei offenbar durch klischeebritische Mangelernährung schmal und blass gebliebenen, aber schwer an ihren Instrumenten schuftenden Jungen. Sänger Jack Barnett hat sich sogar ein Kettenhemd über die Black-Basics-Uniform geworfen. Ein Kettenmuskelhemd. Schließlich singt, nein er murmelt und flüstert vor allem Songs, die „Attack Music“, „Fire Power“ und „We Want War“ heißen und diesen martialischen Titeln auch musikalisch nichts schuldig bleiben. Jack federt zu diesem Sound der individuellen Mobilmachung wie ein Boxer in Erwartung der nächsten Punchline. Sophie Sleigh-Johnson federt nicht, und sie schwitzt auch nicht, sie lugt in verträumter Abwesenheit hinter ihrem Laptop-Schirm hervor. Was macht sie da? Holt sie dort diese sich nach Absolution streckenden, abgrundtief himmlischen Chorgesänge hervor? Die so erhabenen Blech- und die Holzbläser und dieses durstige Geräusch des Säbelwetzens? Hexerei. Hm, ja, aber die richtige Apokalypse ist das nicht. Man müsste dieses Konzert bestuhlt sehen. Der Chor und die Bläser müssten echt sein. Die Bühne fünfmal, ach was, 50-mal so groß. Und die Stühle müssten Fesseln haben, für unsere Hände, die Beine, den Hals.