Thilo Mischke über Suizidversuch, Panikattacken und den Weg zurück ins Leben

Thilo Mischke spricht über den Shitstorm, seinen Suizidversuch und den Kampf zurück ins Leben.

Was passiert, wenn ein gefeierter Journalist über Nacht zum Feindbild wird? Thilo Mischke, bekannt durch seine Reportagen und TV-Dokus, spricht über seine Krise. Und über den Moment, in dem er nicht mehr leben wollte.

2024 stand der Reporter im Zentrum eines medialen Gewitters. Nach der Ankündigung, dass er die traditionsreiche ARD-Sendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ übernehmen sollte, wendete sich das Blatt. Textstellen aus seinem Buch „In 80 Frauen um die Welt“ wurden herausgegriffen und (zu Recht) als frauenfeindlich interpretiert.

Innerhalb weniger Tage kippte die Stimmung. Was als Karrieresprung geplant war, endete in einem beispiellosen Shitstorm. Mischke sprach von Rollenprosa, die er in seinem Buch eingenommen hatte, aber das Urteil war gefällt.

„Ich wollte einfach nur, dass alles aufhört“

Der Podcast „Hotel Matze“ ist ein geschützter Raum für gefallene (Ex-)Stars, in dem ihre Erzählungen vorbehaltlos angenommen werden. Empowerment ist die Devise – damit hat sich das Format eine Alleinstellung geschaffen, um die journalistische Formate nicht konkurrieren würden. Nach den Erfahrungen, die Mischke im Shitstorm machen musste, ist ein Auftritt in einem Ermutigungspodcast vielleicht auch ganz gut. Im Gespräch schildert Mischke, wie tief ihn der öffentliche Hass traf. „Am 26. Dezember habe ich versucht, mich umzubringen“, sagt er. „Ich wollte sterben, um dieser Situation zu entfliehen.“ Nach der ARD-Absage habe er keine Perspektive mehr gesehen, keine Zukunft. „Du bist öffentlich gebrandmarkt, du wirst zum Symbol für etwas, das du nie sein wolltest.“

Auch seine Familie sei unter dem Druck zusammengebrochen. „Meine Mutter ist kaputt. Immer noch“, sagt Mischke. Sie habe es kaum ertragen, ihren Sohn so leiden zu sehen. Tränen, Verzweiflung, Ohnmacht. All das habe die Wochen nach dem Skandal geprägt.

Panikattacken, Schlaflosigkeit und Todesangst

Panikattacken, Schlafstörungen, totale Erschöpfung. „Ich hatte Angst, überhaupt das Haus zu verlassen“, so Mischke. Die Angst, erneut öffentlich attackiert zu werden, habe ihn fast gelähmt. Selbst Interviews oder öffentliche Statements seien unmöglich gewesen.

In der Rückschau erkennt der Journalist, wie zerstörerisch der digitale Pranger sein kann. „Die Öffentlichkeit vergisst, dass da ein Mensch dahintersteckt“, sagt er. „Ich war keine Schlagzeile. Ich war ein Mensch, der zusammengebrochen ist.“

Ein Neuanfang nach dem Absturz

Heute, knapp ein Jahr nach dem Absturz, will Mischke vorsichtig nach vorn blicken. Die Depressionen seien nicht verschwunden. Aber er hat Wege gefunden, mit ihnen zu leben. „Ich habe gelernt, mir Hilfe zu holen“, erzählt er. Freunde, Therapie. Und schließlich der langsame Weg zurück an die Kamera.

Für ProSieben dreht Thilo Mischke wieder seine Reportagen über Krieg, Drogen, Macht und Gesellschaft. Wie er sagt, mit neuem Mindset: „Ich weiß jetzt, was Menschen aushalten – und was sie zerstören kann.“