Toto – Hamburg, CCH


Von Beginn an mußten Toto-Platten so manche Kritikerschelte über sich ergehen lassen. Vier Jahre hat es gedauert, bis sich die Studio-Cracks anschickten, ihr“Retorten“-Image zu widerlegen und das hiesige Publikum persönlich zu beehren. Erobert haben sie es längst durch ihre (einschließlich der jüngsten) vier LPs. Schon im Sommer konnten die Veranstalter die „Ausverkauft‘-Balken über die Konzertankündigungen kleben. Einzige Frage: Würde Totos „Sterilpower‘ im ebenso sterilen Saal des Kongresszentrums zünden?

Zum Stamm-Sextett (seit Bassist David Hungate durch Steve Porcaro ersetzt wurde, sind drei Porcaro-Brüder an den Instrumenten!) kamen Percussion, Sax und weitere Backgroundvokalisten. Tatsächlich gelang es den neun Musikern, die Stimmung allmählich zum Kochen zu bringen mit einem durch und durch „ordentlichen“ Konzert, das um Schlag 2 0 Uhr begann und dem eher braven Publikum die erwarteten Ohrwürmer nonstop servierte. Abgesehen von wenigen durchsichtigeren Momenten bot Toto durch Mehrfachbesetzung der meisten Vocals und Keyboardpassagen des Guten entschieden zu viel. Was auf den Platten als Bombast immerhin funktioniert, wurde live immer wieder zur Mulschsuppe.

Nicht genug, daß Steve Porcaros und David Paichs Tasten kaum zu zählen waren. Man hatte auch noch Leadsänger Bobby Kimball ans Yamaha-Grand gesetzt. Er mußte diesen wenig showträchtigen Platz wohl wegen einer Beinverletzung einnehmen (Bobby kam mit zwei Krücken auf die Bühne). Folge: Der Sound geriet noch überladener. Gab es eine kurze Soloeinlage, erschöpfte sie sich in technischen Bravourstückchen. So gefiel mir paradoxerweise „I’ll Supply The Love“ besser, als ich es vor drei Jahren von einer Hitnachspiel-Band im Festzelt meines Heimatdorfes hörte. Die hatten eben nur einen Keyboard-Mann und mußten sich schlichter fassen.

Was sie dagegen nicht besaßen, war ein Bobby Kimball, und dessen unverkennbarer Gesang verlieh Toto noch am ehesten Profil. Zum unaufhaltsamen Stimmungsanstieg trug ferner bei, daß die netten Jungs auf der Bühne sichtlich (und vielleicht sogar wirklich) Spaß an ihrer Good-Time-Music hatten. Beim aktuellen Single-Hit „Rosanna“ stürzten die Fans nach vorn und hoben die Hände zum rhythmischen Bitschbatsch. Nach gut 90 Minuten inklusive dreier ertobter Zugaben trennte man sich in freundlichem Einvernehmen.

Vor dem Ausgang fanden Toto-Sweatshirts ihre Abnehmer. Draußen hingen im Schaufenster einer toten Ladenpassage zwei Exklusiv-Waschlappen. Aufschrift hier „Für den Arsch“, dort „Nicht für den Arsch“. Beide als Fazit unpassend.