Triumvirat


Von allen deutschen Gruppen dürfte Triumvirat aus Köln im vergangenen Jahr das größte Aufsehen erregt haben! Bis Dezember tourten sie nämlich kreuz und quer durch die Staaten. Während dieser Zeit verkaufte sich ihre zweite LP "Illusions On A Double Dimple" so erstaunlich gut, daß sie innerhalb weniger Wochen als erste deutsche Rockproduktion in die amerikanischen Hitlisten einzog. Ihre höchste Position bis heute war Platz 32 — eine Sensation für alle Beteiligten. Endlich kann man das Wort SENSATION einmal ohne Gewissensbisse gebrauchen. Im April nun begaben sich die drei Musiker, Hans-Jürgen Fritz (sämtl. Tasteninstrumente), Hans Bathelt (Schlagzeug) und Helmut Köllen (Gesang, Bass, Gitarre), zur zweiten Großtournee erneut über den großen Teich; im Reisegepäck unter anderem die brandneue LP "Spartakus". ME hatte Glück und erwischte die Gruppe noch vor der Abreise. Dabei gab's die Möglichkeit, mal kurz in die neue Platte reinzuhören... Man kann sich da auf einiges gefaßt machen! Aber lassen wir die Leute doch selbst zu Wort kommen.

. . . „Das klingt an sich alles sehr einfach. Drüben erschien unsere Platte, sie gefiel den DJ’s, und irgendwann hörten sie auch ein paar Manager. Sie riefen uns an, nicht wir sie, und versprachen, in den nächsten Wochen nach Deutschland zu kommen, um uns hier spielen zu sehen. Danach meinten sie: ‚Okay, wir woll’n das machen‘! Wir haben danach eine Woche verhandelt und sind schließlich nach London zu einem Anwalt geflogen, der sich auf sowas spezialisiert hat. Dort wurde ein Vertrag aufgesetzt, der beiden Teilen gerecht wurde. Wir kamen sehr gut mit den Typen aus, denn in den USA legen die Manager sehr viel Wert auf gute „Reputation“ (einen guten Ruf). Sie wollen gutes Business machen, und wenn sie sich gut mit den Bands verstehen, ist es gutes Business.

ME: Wie stehen eure Aktien inzwischen in Deutschland?

„Die Sache ist die: Wir haben hier jahrelang gespielt, ohne jeden nennenswerten Erfolg. Und wenn man nun irgendwo Erfolg hat, ist es doch ganz klar, daß man sich erst mal darauf konzentriert. Natürlich sind wir nach wie vor daran interessiert, hier aufzutreten. Nur fehlt uns die Popularität für eine Tour, die sich in dem Rahmen bewegt, den wir von drüben gewohnt sind. Allein schon von der Hallenkapazität und von den Bühnen her . . . Der ganze Apparat, der in Bewegung zu setzen ist, um Triumvirat auf die Bühne zu stellen, ist heute so kostspielig, daß kein Veranstalter sein Geld wieder reinbekommt. So viel kann er einfach nicht bezahlen bei unserem Namen. Das ist so eine Art Teufelskreis . . . Früher spielten wir wie jede andere deutsche Band in Schulaulen, kleinen Räumen usw., für Stadtverwaltungen und SMV’s. Aber das können wir heute finanziell einfach nicht mehr machen. Wir haben außerdem einen Zeitplan der eingehalten werden will. Aber was viel wichtiger ist: Bei unserem Konzert im Kölner „Sartory“, wo wir unsere erste „Goldene“ für 180 000 verkaufter „Illusions On A Double Dimple“ bekamen, spielten wir vor zahlreichen geladenen Journalisten. Die Musik der neuen LP hatte dort auch „live“ Premiere. Übrigens haben wir in Deutschland von der letzten LP die erstaunliche Zahl von ganzen 6000 Stück verkauft … An sich ist es doch eine Sensation, wenn eine deutsche Rockgruppe in die Charts drüben einzieht und eine Tournee dort veranstaltet, aber nach unserer Rückkehr merkten wir relativ wenig davon. Wir können jetzt nur hoffen, wenn wir nun ein zweites Mal rüberfliegen, daß sich dann noch etwas mehr tut. Leider haben wir darauf keinerlei Einfluß. Wir haben in letzter Zeit zwar viele Leute von Presse und Radio usw. getroffen, was wir aber immer wieder feststellen mußten, war ein permanentes Nichterwähnen!“

ME: Nun aber zur neuen LP. Hattet Ihr in Amerika schon etwas vorbereitet?

„Wir kamen im Dezember zurück und schon hieß es: „Bis Mitte März müssen die Bänder der neuen Platte fertig sein“. Natürlich hatten wir, bevor wir rübergingen, schon etwas fertig. Im Januar begannen dann die Proben, wo eine Menge Material allerdings wieder verworfen oder umarrangiert wurde. Na ja, am 3. Februar ging’s dann ins Studio und am 4. 3. waren wir damit fertig. Danach ging es einige Tage nach London zum Abmischen, weil das Studio hier zwar eine 24-Spur-Aufnahmemaschine besitzt, aber kein 24-Spur-Mischgerät. Außerdem sind mit dem Englandaufenthalt natürlich einige Promotion-Aktionen verbunden, Radio, Fernsehen, Presse usw. Am 12. März mußte das Band fix und fertig sein, damit die Platte rechtzeitig zu unserer USA-Tour dort auf den Markt gebracht werden kann. In Deutschland wird es wohl noch bis Mitte Mai dauern, bis sie erscheint.“

ME: Die LP heißt „Spartakus“. Wie kamt Ihr auf diesen Namen?

„Der Titel ist schon eine alte Idee von uns. Hans hat vor zwei Jahren ein Buch über diesen Spartakus gelesen und war begeistert davon. Er meinte, es wäre doch ein Wahnsinnsthema. Auf der Platte berichten wir eben seine Geschichte, die sich durch alle zehn Stücke zieht und von seinem Leben, den Gladiatoren, deren Aufständen und Kämpfen erzählt. Auf dem Cover ist übrigens wieder die weiße Maus, die auf einer brennenden Glühbirne sitzt. Alles sehr abstrakt. Die Interpretation des Ganzen überlassen wir der Fantasie des Käufers oder Hörers. Zugegeben, anfangs fanden wir die Idee mit der Maus nicht besonders gelungen. Sie hat weder etwas mit Triumvirat, noch mit ‚Illusions On A Double Dimple‘ zu tun — eben ein Gag-Cover! Aber im Endeffekt war es sehr erfolgreich. Die Werbeleute in den Staaten waren uns dankbar für diesen Aufhänger. Überall sprach man von der ‚Platte mit der Maus‘. Deshalb ist sie also wieder dabei. Never change a winning theme, haha …“

ME: Hat sich Euer Stil inzwischen geändert?

„Wir wollen’s nicht richtig zugehen, aber wahrscheinlich hat sich schon was verändert. Es wird z. B. viel rhythmischer betont. Es geht nicht mehr darum, unbedingt ‚kaputt‘ zu spielen, wir lassen’s jetzt schon mal ein bißchen laufen. Es ist jedenfalls nach wie vor unverkennbar Triumvirat. Auf der neuen LP gibt’s kein Orchester, keine Bläser und keinen Chor mehr – wir machen alles selbst. Mittlerweile haben wir ein so reichhaltiges Potential an Instrumenten, daß wir jeden nur denkbaren Sound hinbekommen, vor allem auch auf der Bühne.“

ME: Habt Ihr noch ein paar Facts zur kommenden Tour?

„Ende April geht s los, für zwei bis zweieinhalb Monate. Es war schon am Ende der ersten Tournee raus, daß wir wiederkommen würden. Genaugenommen sind wir nur hier, um die neue Platte aufzunehmen und ein wenig Kraft aufzutanken. Auf der kommenden Tour werden wir auch unsere vollständige Bühnenshow mitnehmen, was beim letzten Mal nur selten klappte. Drei riesige Skulpturen aus alten Autoteilen, in denen unsere Stage-Beleuchtung untergebracht ist, dann der Regenbogen und die Nebelmaschine, die uns damals viel zu schaffen machte. Voraussichtlich werden wir mit den Dobbie Brothers und Bad Company drüben auftreten. Einige Konzerte absolvieren wir auch allein, in den Städten, in denen wir besonders gut ankamen oder wo sich die Platte hervorragend verkaufte. Vorher fliegen wir aber noch nach Australien, um so „ne kleine Promotion-Sache zu machen. Im Anschluß an die Tournee gehen wir nämlich dort „on the road“, genauso wie wir noch durch England und Japan reisen werden.

ME: Viel Erfolg kann man Euch da nur wünschen. Es war wirklich Zeit, daß Ihr entdeckt wurdet. Nur traurig, daß hier in Deutschland ganze sechs Jahre dazu nötig waren — denn so lange gibt es Triumvirat schon!