Udo Lindenberg


Der erste Blick in die Olympiahalle verhieß nichts Gates: ein silbergrauer Vorhang teilte die Halle Damit war klar – ausverkauft war das Konzert nicht. Und zwischen den verbleibenden Plätzen gähnten auch große Lücken. Promoter Fritz Rau sprach von 6000 Zuschauern, aber auch diese Zahl schien etwas hochgegriffen, realistischer waren wohl 4000 Gegen 20.15 Uhr qings los, Kommandos wie beim Ablegen eines Schiffes, der Vorhang fiel, mit „Odyssee“ startete Udo Und das Motto seiner Tournee „. . und keiner weiß, wohin die Reise geht“ schien auch das Thema des Abends zu sein.

Udo, was hast du uns angetan? Nach der abwechslungsreichen und gut produzierten letzten LP ODYSSEE erwartete ich ein ebenso abwechslungsreiches Programm, dagegen breitete sich Langeweile aus Schwierig wurde die Sache bei den Ansagen – die waren kaum zu verstehen Überhaupt der Sound Ein einziger Brei; Udos Gesang ging fast vollkommen unter Wer die Titel erkennen wollte, mußte schon im Repertoire sattelfest sein.

Daß es nicht an der Anlage lag, machte Gianna Nannini klar – ihre Stimme lag klar über den Instrumenten, jedes Instrument war zu hören Überhaupt Gianna – da ging die Post ab, da waren die Zuschauer vom ersten Ton dabei Ich hatte den Eindruck, sie empfanden es fast als Erleichterung Und Gianna powerte, als ginge es um ihr Leben.

Nach 30 Minuten, Gianna setzte die Volksbewegung ein Einige verließen die Halle, viele zogen sich an die Bierstände zurück, warteten dort auf die Zugaben.

Bleibt noch das Bühnenbild. Eine angedeutete Schiffsreling am Anfang, bei „Born to be wild“ senkte sich eine Jalousie runter – das haben wir schon bei Roxy Music gesehen Mehrmals wechselte der Hintergrund, der Münchner Jongleur Eisi Gulp schlich sich auf die Bühne, ließ sich von Udo auch nicht vertreiben, teilweise ins Programm eingebaut, teilweise geduldet zog er seine Show ab, sorgte für einige Lacher, Die Statisten waren wie üblich dabei, eine Signalkelle wurde bei „Sonderzug nach Pankow“ geschwenkt, bei „Ole Pinguin“ stolzierten zwei Pinguine über die Bühne, bei „Body Building Braut“ produzierte sich eine Muskeldame – aber das war auch schon alles einmal aufregender Das Neue, die Sensation ist weg. Udo muß sich etwas einfallen lassen. Noch verrückter, aufwendiger geht’s schlecht, back to the roots verübeln ihm wahrscheinlich manche Fans, die neben der Musik auch ein optisches Spektakel erwarten. Er hat sich da in eine Zwickmühle gebracht, aus der nur schwer rauszukommen ist Von der alten Crew waren Jean-Jacques, Bertram Engel und Steffi wieder oder noch mit dabei, Olaf Kübler sägte mit dem Saxophon. Fazit: Udo, ich habe dich schon besser gesehen.