Uffie, Of Montreal


Nacht der Gegensätze im neu eröffneten Berliner Club Gretchen: Ed-Banger-Elektro-Rock trifft auf Neo-Psychedelia-Glam.

Die Künstlerin wirkt leicht derangiert, als sie gegen 2.45 Uhr die Bühne des Gretchen in Berlin betritt. Uffie kann mehr. Das Ex-Wunderkind einer vom Ed-Banger-Label prophezeiten großen Zukunft aus Elektro und HipHop, die freilich nie eingetreten ist, hat letzte Nacht nicht geschlafen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die 24-Jährige heute mit angezogener Handbremse performt. Das Nichtschlafen, der exzessive Drogenkonsum, die Übersexualisierung sind längst nicht nur kokette Künstler-Topoi mehr, sondern die Wirklichkeit, die sich bis hinunter ins Prekariat zieht. Und irgendwie steht diese Realität der Amerikanerin ins rundlicher gewordene Gesicht geschrieben. Uffie – zusammen mit DJ und Live-Schlagzeuger auf der Bühne – gibt sich alle Mühe, dem Klischee der Kindfrau zu entsprechen. Sie tanzt und hüpft in ihrem schwarzen Hemd (oder soll das ein Kleid sein?) aus Leder und ihren Netzstrumpfhosen herum und spielt die Songs, die man von ihr erwartet – „Pop The Clock“, „Ready To Uff“, „MCs Can Kiss„, „ADD SUV“. Aber irgendwie bleibt diese Vorstellung seltsam distanziert.

Vorher, beim Co-Headliner der „Hilfiger Denim Live“-Veranstaltung, war das genaue Gegenteil der Fall. Die Neo-Psychedelic-Glam-Rocker Of Montreal aus Athens, Georgia, spielten ein Set, das sich vor Energie und Richtungswechseln kaum hatte retten können. Trotz aller prog-rockenden Komplexität blieb die Musik von Of Montreal zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar. Was vom Publikum auch entsprechend mit Applaus quittiert wurde. Und weil ja das Auge bekanntlich mitisst, war Sänger Kevin Barnes im fliederfarbenen Hemd unter dem weinroten Jackett erschienen, dazu passend eine weinrote Strumpfhose zu grauen Shorts. Der Mann hat einfach Stil. Und er weiß: Man ist ja heute Nacht zu Gast beim Modedesigner.