Valentino


Regie: Ken Russell Darsteller: Rudolf Nurejew, Leslie Caron, Michelle Phillips, Carol Kane, Seymour Cassel.

Die Legenden, von cleveren Reklame-Agenten des Filmgeschäftes ausgeheckt, sind oft zäher als die Wahrheit. Und so ist es heute, nach über 50 Jahren, kaum noch auszumachen, ob sich 1926 wirklich zehntausend, 100 000 .oder gar 200 000 Menschen in New York am Sarg des soeben verstorbenen Rudolph Valentino drängelten und prügelten. Der Stummfilmstar war im Alter von nur 31 Jahren gestorben, an einer banalen Bauchfellentzündung. Millionen Fans trauerten in aller Welt -Frauen wie Männer.

Über den glutäugigen Liebhaber der frühen Hollywood-Zeit machte sich jetzt ein Regisseur her, der eine Vorliebe für Plüsch und Pomp und für das hat, was man schlechten Geschmack nennt Komponistenschicksale (Tschaikowski, Mahler) donnerte er zu großen Leinwandopern auf, „Lisztomania“ mit Roger Daltrey hängt noch manchen im Ohr.

In „Valentino“ nun hält sich Russell für mein Gefühl ziemlich zurück. Allerdings schwelgt er am Sarge seines Stars in bonbonbunten Bildern, knalligen Gefühlen und großen Posen, daß es nur so eine Unart ist. Er hat halt Mut zum Kitsch… Von diesem flitterigen Leichenschmaus blendet die Kamera immer wieder zurück in Valentinos reiches, bewegtes Leben, in seine Karrieren zu seinen seltsamen Frauen ( die selbst einen Hang zu Frauen hatten) und zu seinem beispiellosen Aufstieg auf Rechnung und Kommando der Filmzaren von Hollywood.

Rudolf Nurejew, ein klassicher Tänzer von großem Format und kein Schauspieler, verkörpert überzeugend diesen vergötterten Leinwandliebling, der Millionen Frauen glücklich machte. Doch auch männliche Verehrer muß er gehabt haben. Die Zeitungsschmierer suchten ihn als „rosa Puderquaste“ verächtlich zu machen, und in seinem Tagebuch liest man: „Aber dieser wunderschöne irische Junge ist so anziehend. Welch eine Figur…“ Diese Seite Valentinos unterdrückt Regisseur Russell allerdings weitgehend. Im Grunde strickt er die alte Hollywood-Legende vom großen Frauenhelden weiter, der auch ein Herr war, ein Held im Dschungel der Filmfabrik, ein Mann von Welt und Ehre. Im Kino ist halt alles möglich, die Leinwand ist die Wirklichkeit.