Van Morrison – Düsseldorf, Philipshalle


Die Phihpshalle war aufgrund gepfefferter Eintrittspreise von bis zu DM 35,- nur etwa zur Hälfte gefüllt, zudem vollgestopft mit etlichen Ordnern, die jeden schleunigst auf die numerierten Sitzplätze schleusten. Einmal mehr machte sich eine steife Opern-Atmosphäre breit, die im Publikum für spürbare Gereiztheit sorgte.

Pünktlich um 20 Uhr erschien die Band und leitete mit Instrumental-Versionen von „Moondrive“ und dem Titelsong des letzten Albums den Abend ein. Dann, unauffällig hinter den Boxen hervorkommend, Van Morrison. Und gleich ging durch die Band, die aus exzellenten US-Studiomusikern bestand, ein spürbarer Ruck: „Dweller On A Treshhold“ kam mit swingenden Bläsern und perfektem Timmg.

Was folgte, war eine emeinhalbstündige Berg- und Talfahrt durch Van Morrisons musikalische Gefühlswelten. Wie immer unnahbar und ohne ein erkennbares Zeichen irgendwelcher Regungen, spielte er überwiegend Songs aus den letzten sechs Jahren. Dabei herrliche Versionen von „Summertime In England“ oder „You Know What They’re Writing About“ mit glänzend arrangierten Bläsersatzen; „River Of Time“ von seinem letzten Album mit verschlepptem Reggae-Rhythmus, ganzlich neu arrangiert.

Mein Gott, dieser Mann wirkt auf der Bühne wie ein Eisblock, doch dringt ein ständiger Fluß an derart intensiver Musik aus ihm heraus, daß man geradezu ergriffen ist. Morrison schreibt Lovesongs wie kein zweiter, ohne falsche Scham und ohne aufgesetzte Klischees. Und als er dann als letzte Zugabe „Gloria“ anstimmt, geht ein Raunen durch die Halle.

Seine musikalischen Grundelemente holt er sich aus dem Jazz, dem irischen Folk und dem amerikanischen Gospel. beim Konzert vertreten durch zwei hervorragende Sängerinnen. Im Gegensatz zu früheren Auftritten, als Van Morrison mit ruhigen Instrumentalstücken seinen Set beendete, herrscht diesmal eine ausgelassene Stimmung: vielleicht auch eine Verbeugung vor dem begeisterten Publikum.