Vorsprung durch Technik


Sampling! Effektgeräte! Blog! Robbie Furze und Milo Cordell von The Big Pink sind nicht nur Rockstars, sondern auch hervorragende Nerds.

Der Filter fehlt. Dass der Filter fehlt, findet Milo Cordell ziemlich geil. Die jüngere Hälfte des britischen Elektro-Duos The Big Pink haut auf der Facebook-Seite der Band, aber vor allem in seinem „Kanye East“ übertitelten Tumblr-Blog raus, was ihm eben in den Kopf kommt. Steinalte Clips des Egoshooters „Doom“, fragwürdiges Psychedelic-Artwork aus den 70er-Jahren, Kurt-Cobain-Fotos, Simpsons-Querverweise, und am besten: eine Fotomontage aus dem Gesicht Michael Jacksons und den Haaren von Bob Marley, unter der „One Glove“ steht.

„Ich mag diese Art des Teilens. Tumblr und die Art, wie wir damit umgehen, schafft im Prinzip ein neues Medium, und ich glaube, dass das wichtig ist. Ich denke, dass es langfristig die Art ändert, auf die wir Inhalte wahrnehmen. Wir überwinden die Grenzen unseres eigenen Interesses, weil wir uns auf Sachen einlassen, die wir sonst ignorieren würden.“ Sein Kompagnon Furze geht die Dinge anders an. Analytischer. Er postet auf seinem Blog in erster Linie Fotos und Videos von Effektgeräten und alten Synthies. Denn das sind die Dinge, für die er sich interessiert.

Vor allem aber ist es ein Service am Hörer, der gut zum neuen Album passt. Denn – nicht zuletzt aufgrund in den letzten zwei Jahren erworbener technischer Gerätschaften und des Computerprogramms Ableton – versuchen sich the Big Pink auf ihrem Zweitling Future This an recht massivem Sampling. Gemeinsam mit Paul Epworth (Adele, Florence & The Machine) drehten sie alles durch den Wolf, was ihnen unterkam. Die Soul-Queen Ann Peebles ebenso wie Laurie Anderson, Siouxsie & The Banshees und das Motto des Hollywood-Streifens „True Romance“. Dabei half: richtig, das Internet. „Es ist Wahnsinn, wie schnell man herausfinden kann, wer alles wen sampelte. Wir sind große Fans der Seite whosampled.com. Das ist eine Zusammenstellung von Hunderttausenden von Samples. Du gibst da den Song ein, mit dem du arbeiten willst, und erkennst sofort:, Fuck, den haben schon ein paar Tausend andere verwendet'“, erklärt Cordell. Nach einer Pause schiebt er hinterher: „Manchmal macht das aber nichts. Das Ann-Peebles-Sample teilen wir uns zum Beispiel mit dem Wu-Tang Clan. Und das ist doch nicht die schlechteste Adresse!“

Albumkritik S. 82