Wandel durch Annäherung


Le Tigre verlassen den Underground und suchen Kontakt zur Masse.

Le Tigre seien zurückhaltend mit Interviews – die Pflege ihrer Beziehungen zu Untergrund-Netzwerken wie ihrem radikalfeministischen Label Mr. Lady sei den drei New-Yorkerinnen wichtiger als „Pressearbeit“, war jahrelang zu hören. Drum ein kleines Staunen: Le Tigre geben bereitwillig Interviews! Kathleen Hanna (Ex-Bikini-Kill-Frontfrau und Riot-GrrlIkone der frühen 90er) zwar heute nicht, aber die „Frontfrau“-Rolle ist in einer Band, die absolute Gleichberechtigung walten lässt, eh nicht vorgesehen. Also muss JD Samson erklären, warum Le l Tigre 2004 mit sich reden lassen: „Die Einstellung vieler Journalisten hat sich geändert, und wir wollen, dass mehr Leute,mehr Feministinnen und schwullesbische Kids von uns erfahren. Deswegen sind wir jetzt auch auf einem Major-Label.“ Der Untergrund mag Verrat wittern, aber this Island könnte es gelingen, nicht nur die ureigene Zielgruppe zu erreichen:

Die Songs sind entschiedener entweder Punk wie der Anti-Bush-Song „Seconds“ oder Elektronik wie der Dancefloor- Kracher „Viz“. Nicht nur mit dem Pointer-Sisters-Hit „I’m So Excited“ zeigen Le Tigre Pop – Appeal. „Wir haben schon beim Schreiben gemerkt, dass die Songs poppiger sind, und uns entschieden, sie auch so zu produzieren „, sagt JD. Melodien für Millionen Kerry-Wähler? Nicht ganz; Nur „Seconds“ und die Single“New Kicks“ sind explizite Anti-Kriegs-Anti-Bush-Songs. Eine Auslegung des Titelsongs als Anklage gegen die „Insel Amerika“ greift aber zu kurz: „Eigentlich geht es um eine Art utopische Idee: wir drei auf einer Insel. Manchmal ist das einsam, aber doch wunderschön.“