Werner Festival, Hartenholm


Mann, dal is‘ ja wie China und Hamburg zusammen! Wolfgang Niedecken verschlug es doch ein wenig den Atem, als er um 1.30 nachts vor die rekordverdächtige Zuschauermenge des „Werner“-Spektake!s trat, das Schleswig-Holsteins Verkehrswege drei Tage lang vor arge Probleme gestellt hatte.

Das donnernde Feuerwerk mit leuchtenden BAP-Schriftzügen zu Beginn ihres Auftritts fand anschließend die musikalische Fortsetzung, wobei BAP einen Open-Air-würdigen Einstieg mit“.Born To Be Wild“ wählten: Die nach Hunderttausend zählenden ledergewandeten Motorrad-Freaks standen auf. ließen Bier und Korn stehen und feierten ein Nachtkonzert, das sich gewaschen hatte. Niedecken, der eher introvertierte und zurückhaltende Frontmann, konnte fast völlig auf wohlfeile, anheizende Live-Kapriolen verzichten. Mit beinahe verhaltenen, erklärenden Ansagen für die neuen Songs (wie „Sandino“ über BAPs Nicaragua-Impressionen oder sein Heimatlied „Stadt im Niemandsland“) balancierte er in bewährter Manier auch

hier, im gigantischen Festival-Rahmen, die Atmosphäre, so daß sich alle zur großen BAP-Familie formierten.

Major Heuser hatte aus seinem amerikanischen Studio-Exil bei Producer Mack ein paar echte, speckige MetalLicks mitgebracht, die auch den alten Songs, die wohldosiert das Programm durchzogen, neue Lichter aufsteckten. Seine Intros waren millimetergenau und wurden stets vom neuen Drummer Jürgen Zöller kraftvoll und treibend aufgenommen: BAP ’88 klingen härter, ohne undifferenziert geworden zu sein. Als Niedecken & Co. nach 90 Minuten zum ersten Mal „tschüß“ sagten, war natürlich noch lange nicht Schluß, denn es „fehlten“ noch „historische“ Stücke wie der gute, alte Wild-Thing-,Wahnsinn“, der „Waschsalon“ und als sentimental/ mitreißende Krönungen „Nemm mich met“ und „Verdamp lang her“.

Falls noch irgendwelche Zweifel am wiedererstandenen BAP-Feeiing bestanden haben sollten, jetzt waren sie vehement hinweggefegt. Vom Zusammenspiel, von Inspiration. Feuer und dem unwägbaren Etwas her, das Konzerte gut oder schlecht macht, von allen Seiten betrachtet hatten BAP einen sauberen Fight geliefert und zogen mit klarem Punktsieg von dannen. Und um halb vier die Leute noch zum Zugabe-Klatschen zu bringen, ist ja auch eine respektable Leistung.