Wetten, deine Designer-Brille ist von einer Marke, die du nicht kennst?


Stell Dir vor, du stehst beim Optiker zwischen hunderten verschiedenen Brillenmodellen von dutzenden Marken mit unterschiedlichsten Preisen – und ALLE stammen aus derselben Fabrik...

Überall wo Chanel drauf steht, ist auch Chanel drin? Nö! Wer denkt, dass seine Sonnen- oder Korrekturbrille von Monsieur Lagerfeld, Giorgio Armani oder anderen Designer-Freunden kreiert wurde, irrt: Die großen Modehäuser von Armani über Burberry bis Versace schicken ihre Modekollektions-Skizzen an ein italienisches Unternehmen namens Luxottica, bevor Donatella überhaupt auf die Idee gekommen wäre, den Entwurf selbst auf Papier zu bringen.

Luxottica? Nie gehört? Kein Grund sich zu schämen, denn damit geht es dir nicht anders, als gefühlt 99% der weltweit 500 Millionen Brillenträger, die täglich bis zu 15 Stunden eine Sehhilfe von Luxottica tragen.

Welche Marken, Firmen und Händler gehören zu Luxottica?

Das 1961 gegründete, italienische Brillenunternehmen Luxottica ist mit einem Umsatz von 8,8 Milliarden Euro (2015), knapp 80.000 Mitarbeitern und Dependancen für Design, Herstellung, Groß- und Einzelhandel in 130 Ländern der größte Brillenkonzern weltweit. Börsennotiert (seit 1995), logo. Ein Global Player, der dutzende Brillen-Markennamen von High-Street bis High-End beherbergt. Internationale Bestseller-Brands wie Ray-Ban und Oakley gehören genauso zur Dachmarke wie französische, italienische und englische Modehäuser (Armani, Burberry, Chanel…). Um etwas Übersicht in das Produkt- und Markenportfolio von Luxottica zu bringen, haben wir ein „kleines“ Organigramm des Branchenriesen erstellt:

Übersicht+logo-01
Der italienische Konzern Luxottica ist ein Branchengigant, der im Brillengewerbe alle Stufen von Design bis Handel abdeckt.

Luxottica kontrolliert das Brillen-Business

Wer genau hinschaut, sieht, dass Luxottica ein Konzern ist, der von der Herstellung bis zum Endverkauf jede Produktionsstufe im Brillengewerbe abdeckt. Wie kommt’s? Der Mailänder Konzern kauft seit 1995 zahlreiche Unternehmen auf oder sichert sich Brillenlizenzen, beispielsweise von Polo Ralph Lauren für einen dreistelligen Millionenbetrag, für mehrere Jahr(zehnt)e und zahlt diese Summen als einziger Mitbewerber im Voraus. Tendenziell ist dabei nichts Böses, wenn Luxottica dank dieser nahezu monopolistischen Markstellung nicht rotzfrech an der Preisschraube drehen würde und den Markt überdies auch im Retail mittlerweile dahingehend kontrolliert, dass Mitbewerber ausgeschlossen werden. Beispiel: Luxottica hat mit Ray-Ban einen Topseller im Brillen-Business gekauft. Eine Ray-Ban-Brille kostet Luxottica in der Produktion circa 29 US-Dollar, Luxottica verkauft das Modell für 150 US-Dollar. So weit, so monetisierend nachvollziehbar. Zum Luxottica-Konzern gehören jedoch nicht nur zahlreiche Brillen-Marken, sondern auch Optikerketten. So kann die Firma zusätzlichen Einfluss auf Mitbewerber ausüben. Heisst: Die Marke, die nicht zu Luxottica gehört, wird einfach nicht mehr bei firmeneigenen Händlern angeboten. „Ätsch, Oakley“, könnte sich der Luxottica-Vorstand Anfang der 2000er gedacht haben, als sie den damaligen kalifornischen Konkurrenten einfach nicht mehr bei Sunglasses Hat angeboten haben. Die bittere Folge für die Oakley: Man verkaufte Anfang der 2000er für 1,5 Milliarden Euro an Luxottica, um einer Pleite zu entgehen.

Weitere Details über das Luxottica-Imperium haben unsere Freunde von der BBC in einer 60-minütigen Dokumentation veröffentlicht. Die gekürzte zwölfminütige Version, die die Marktstellung des Unternehmens auch verdeutlicht, gibt’s hier:

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Luxotticas letzter Riesen-Coup ist übrigens die im April 2015 verkündete Partnerschaft mit Google für die neue Version der Google Glass. Bedeutet, dass der Branchenriese auch im Bereich der Wearables, die wir eines Tages vielleicht alle tragen werden (Stichwort Virtual Reality), der Konkurrenz um eine Nasenspitze voraus ist.

Grafik: Erik Lorenz