Wie Girls Vs. Boys von der Industrie „gekauft“ wurden


Die seltsamsten Typen haben uns in den letzten Jahren bis in die Hotelzimmer verfolgt“, erinnert sich Scott McCloud, Gitarrist und Sänger von Girls Against Boys, an die Balzversuche von diversen Abgesandten der Plattenindustrie, die die Band zur Unterschrift unter einen Plattenvertrag bewegen wollten. „Die Leute von Sony haben uns mit Massen von ‚Walkmen‘ zugeschissen, um uns zur Unterschrift zu treiben.“ Zwecklos. Erst jetzt, nach fünf Alben für das renommierte Chicago-Label ‚Touch & Go‘, haben sich McCloud und seine Kollegen Eli Jannes, Johnny Tample und Alexis Fleisig (no Girls, only Boys) vom Nirvana-Label Geffen anheuern lassen. „Wir haben einen Vertrag, der uns völlige künstlerische Freiheit — in bezug auf Musik, Cover und Veröffentlichungshäufigkeit — garantiert“, sagt McCloud fast entschuldigend. Aber bevor das erste Geffen-Album der Band über uns kommen wird (frühestens im Frühling 1997), haben Girls Against Boys ihrem alten Label noch ein grandioses Abschiedsgeschenk gemacht: ‚The House of GvsB‘ ist das bislang reifste Werk der Band, die einst aus der Hardcore-Kapelle Soulside hervorging. Versierte Gitarren-Orgien mit Funk-Einschlag und der an The Fall erinnernde Gesang machen das Album zum Meisterwerk der Band und dürfte im nächsten Jahr — trotz Major-Company im Rücken — nur schwer zu überbieten sein. „Wenn die Rechnung mit Geffen nicht aufgehen sollte, können wir ja immer noch zu ‚Touch & Go‘ zurück“, sagt McCloud, der ohnehin mit seiner Zweitband New Wet Kojak der „Indie“-Welt erhalten bleiben wird.